Mittlerweile verblasst schon fast wieder die Erinnerung: Die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns und der Vermeidung realer persönlicher Begegnungen wurde nicht zuletzt zum großen Digitalisierungsbeschleuniger. Aus der Not entstanden digitale Ersatzlösungen, Online-Tools traten an die Stelle der bisherigen analogen Lösungen. Dieser unfreiwillige Aufbruch erstreckte sich auch auf Bereiche, die gar nicht unmittelbar durch die Begegnung von Mensch zu Mensch geprägt waren. Wie zum Beispiel die Energiewende.
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Auch in der Erzeugung, Verteilung und Nutzung von Energie ist ein Wandel unverzichtbar – und digitale Lösungen sollen dabei helfen, ihn zu meistern. Der Klimawandel beziehungsweise das Bemühen, ihn so weit wie noch möglich abzubremsen, steht hinter dem Plan, Strom und Wärme möglichst ohne CO2-Emissionen zu erzeugen und dem Ziel, Energie zu 100% regenerativ zu produzieren.
Das Instrumentarium, um diese Ziele zu erreichen, ist breit gefächert. Es reicht von privat genutzter Photovoltaik über die private oder öffentliche Speicherung von Energie, um sie zeitlich losgelöst von ihrer Erzeugung konsumieren zu können, bis hin zu neuen Heizlösungen wie der aktuell viel diskutierten Wärmepumpe.
Alle diese innovativen Ansätze haben noch etwas anderes gemein: Ohne Daten geht so gut wie gar nichts. Dezentrale Erzeugung und Bereitstellung von Strom braucht digitale Steuerung, um die Balance von Erzeugung und Verbrauch aufrechterhalten zu können. Sollen dezentrale Speicher bis hin zu den Akkus von E-Autos als Puffer im System dienen, muss deren Füllstand in Echtzeit bekannt sein, und der Bezug gespeicherter Energie muss per Kommando aus der Ferne sekundenschnell aktiviert werden können.
Keine Energiewende ohne Digitalisierung
Dezentrale Energieerzeugung und deren Integration in ein „Smart Grid“ – also ein intelligentes Stromnetz – steht deshalb auch im Fokus der Folge „Keine Energiewende ohne Digitalisierung“ aus unserer Serie „Wohin geht es in Digitalien?“. Wie in unseren „Überklick“-Folge üblich, wollen wir sie mit ein wenig zeitlichem Abstand nochmal besuchen, um beurteilen zu können, was aus den von der Corona-Zeit hervorgebrachten Digitalisierungs-Initiativen geworden ist.
Der Königsweg für private Hausbesitzer ist dabei, Strom nicht nur selbst per Photovoltaik zu erzeugen, sondern ihn auch für spätere Nutzung zu speichern. Die Lösungen gehen bis hin zum privaten Elektrolyseur, also der Speicherung überschüssiger Energie in Form von Wasserstoff. Dass solche Lösungen noch teuer sind und sich damit nur für Besitzer größerer Geldbeutel eigenen, liegt dabei auf der Hand.
Aber auch die Wissenschaft beschäftigt sich eingehend mit Fragestellungen rund um die Energiewende. Sie versucht etwa, mit vorhandenen Daten aus dem Verteilernetz sowie Wetter- und Wartungsdaten eine Vorhersage der Netzlast zu errechnen. Die hierfür entwickelten KI-Applikationen kommen in ersten Versuchsregionen bereits zum Einsatz. Und auch auf den Verbrauch von Gas und Wasser werden diese Ansätze bereits angewendet.
Digitalisierung als Anschub für die Energiewende
Ein wichtiger weiterer Aspekt ist aber auch eine Flexibilisierung des Energieverbrauchs: Intelligente Stromzähler und vernetzte Haustechnik sollen dazu beitragen, dass bestimmte Verbräuche dann gestartet werden, wenn Energie in ausreichendem Maße vorhanden ist. Konkret kann das zum Beispiel bedeuten, dass ein Elektroauto erst dann geladen wird, wenn genügend Energie aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht.
Auch in diesem Bereich erproben verschiedene Forschungsprojekte und Start-ups die Möglichkeiten und die Praktikabilität. Einige ausgewählte Beispiele präsentieren wir in der Folge „Digitalisierung als Anschub für die Energiewende“ unserer Serie.
Und die Ideen und Möglichkeiten gehen noch weiter: So soll Künstliche Intelligenz etwa auch die Weiterverwertung von Produkten am Ende ihrer Lebenszeit erleichtern und verbessern. Mit ihrer Hilfe lassen sich etwa Teile, die zur Aufarbeitung geeignet sind, besser erkennen, und viele Tonnen CO2-Emissionen für die Neuproduktion sparen.
Da viele dieser Lösungen auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren, gibt es auch schon Baukastensysteme, die Gemeinden und Kommunen helfen sollen, exakt ihre Bedürfnisse mit Hilfe dieser Technologie zu erfüllen.
Doch bei allen Vorteilen und Erfolgen: Für die digitale Energiewende gilt es auch, die Verbraucher mit ins Boot zu holen. Und das scheint ohne fixe Vorgaben kaum erfolgreich zu sein. Auch vor der Corona-Krise gab es bereits sehr leistungsfähige Videokonferenzsysteme. Aber erst die Reise- und Ausgehbeschränkungen von Corona haben ihnen zum Durchbruch verholfen.