Wir sprachen mit Dr. Dirk Wössner, Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom AG über Mobilfunk-Netzausbau und 5G-Ausbau.

Interview mit Dr. Dirk Wössner, Deutsche Telekom AG, zum 5G- und Mobilfunkausbau

Bei unserem Besuch des Digitalgipfels 2019 sprachen wir mit Dr. Dirk Wössner, Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom AG: Wie können der Mobilfunk-Netzausbau und der 5G-Ausbau noch besser gelingen? Wie begegnet die Telekom Bedenken von Bürgerinitiativen? Und welche Rolle spielt das Leitthema des Digitalgipfels 2019. Digitale Plattformen, für die Telekom?

Auf dem Digitalgipfel 2019, der am 28. und 29. Oktober in Dortmund stattfand, sprach die Intelligente Welt mit Dr. Dirk Wössner, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG. Auch hier haben Sie wieder die Wahl: Schauen Sie sich das knapp vierminütige Interview im Video an – oder lesen Sie die Textfassung darunter.

Wie lassen sich beim 5G-Ausbau und Mobilfunk-Netzausbau Synergien heben?

In Deutschland entstehen vier 5G-Netze. Wie lässt sich vermeiden, dass vier Anbieter beim 5G-Ausbau vier mal dieselbe Infrastruktur aufbauen? Wie lassen sich Synergien heben, wollten wir von Dr. Dirk Wössner wissen.

Der Telekom-Manager erläuterte: „Wir nutzen heute schon viele Standorte gemeinsam, insbesondere auf dem Land. Da baut ein Anbieter, und die anderen nutzen den Funkturm mit. Das werden wir in Zukunft noch viel stärker tun.“ Die Netzbetreiber sprechen miteinander, um ihre Pläne für den Ausbau miteinander zu koordinieren – natürlich unter kartellrechtlicher Aufsicht. „Wir wollen die weißen Flecken bei der Netzversorgung so schnell wie möglich schließen“, betont Dr. Wössner. „Die Anzahl der Standorte, die wir dazu bauen müssen, ist unheimlich hoch. Das schaffen wir nicht, wenn wir das alleine versuchen.“

Wie kann der Gesetzgeber den Mobilfunk-Netzausbau besser begleiten?

Was kann hier der Gesetzgeber tun, wollten wir als nächstes von Dr. Wössner wissen. „Da geht es vor allem um die Geschwindigkeit von Genehmigungsverfahren“, so seine Antwort. „Diese Verfahren sind teilweise sehr komplex – zum Beispiel, wenn sie Bundes-Förderprogramme beinhalten, die dann im kommunalen Baurecht umgesetzt werden müssen. Wir haben Naturschutzrecht zu bedenken – und wir haben die Bedenken der Anwohner gegen Mobilfunkmasten.“

Dr. Wössner wünscht sich von der Bundesregierung schnellere und standardisierte Genehmigungsverfahren – derzeit seien die Abläufe pro Kommune oder pro Bundesland noch sehr unterschiedlich. Denkbar wären auch Genehmigungen im Nachhinein, wie sie in anderen Ländern üblich seien: Anbieter wie die Telekom würden sich beim Bau von Mobilfunkmasten an bestimmte Vorgaben halten, und im Nachhinein wird überprüft, ob alle Vorschriften eingehalten wurden.

„Solche Themen haben wir auch hier im Rahmen des Digitalgipfels erarbeitet – und ich denke, wenn die dort besprochenen Vorschläge den Weg in die Gesetzgebung und Behördenpraxis finden würden, würden wir erheblich vorankommen“, zeigt sich das Telekom-Vorstandsmitglied optimistisch.

Wie begegnet die Telekom Mobilfunkgegnern und Bürgerinitiativen gegen Mobilfunkmasten?

Auf dem Digitalgipfel 2019 war auch zu hören: Zu jedem neu geplanten Funkturm gibt es auch eine Bürgerinitiative – und deren Mitglieder organisieren sich per Smartphone. Wir wollten von Dr. Dirk Wössner wissen, wie man dieses Dilemma des Mobilfunk-Netzausbaus aufbrechen kann.

„Das ist in der Tat ein Dilemma – wenn man auf der einen Seite gegen 5G-Ausbau und Mobilfunkmasten in seiner Gegend ist, auf der anderen Seite aber eine lückenlose Netzabdeckung möchte“, pflichtete uns Dr. Wössner bei. „Doch damit müssen wir leben. Die Bedenken der Menschen müssen wir ausräumen – da ist vor allem Aufklärung gefragt. Denn wenn es überhaupt eine Gesundheitsgefahr gibt, geht sie eher vom eigenen Handy am Ohr aus – das hat jeder selbst in der Hand.“ Den Telekom-Manager beschäftigen die Fragen, die sich daraus ergeben: „Wie kommen wir hier in eine rationale Diskussion? Und wie kommen wir dahin, dass wir flächendeckende Netze in Deutschland schaffen können?“

Auf welche Plattformen legt die Telekom besonderes Augenmerk?

Letzter Schwerpunkt unseres Gesprächs: Das Digitalgipfel-Leitmotiv Digitale Plattformen. Auf welche Plattformen legt die Telekom besonderes Augenmerk, wollten wir von Dr. Dirk Wössner wissen. „Für uns ist wichtig, überhaupt die Basis für die Plattform-Ökonomie zu schaffen – nämlich die Netze“, antwortete uns das Telekom-Vorstandsmitglied. „Mit 5G gibt es einen neuen Netzstandard. Unsere Aufgabe ist, ihn überall einzubinden.“

Doch auch mit konkreten Plattformen-Projekten beschäftigt sich der Netzbetreiber: „Wir sind auch an den Diskussionen zu den Datenschnittstellen der neuen europäischen Cloud-Plattform Projekts GAIA-X beteiligt – oder an anderen Projekten wie Smart Cities. Auch dort geht es darum, Plattformen zu entwickeln, mit denen sich neue Anwendungen und neue Business Cases realisieren lassen.“

Wie sieht Dr. Wössner die Chancen, den Wettlauf mit den USA und Asien um diese Plattformen zumindest in Teildisziplinen zu gewinnen? So lautete unsere Abschlussfrage.

„Ich glaube, dass wir da teilweise recht gut unterwegs sind“, ist sich Dr. Dirk Wössner sicher. „Zum Beispiel bei der 5G-Technologie im 3,5-Gigahetz-Bereich. Da ist in Amerika noch gar nichts passiert – dort sind die Frequenzen noch belegt.“ Und er fügt an: „Wir als Europa haben mit GSM schon mal gezeigt, dass wir beim Thema Mobilfunk vorne mit dabei sein können. Ich glaube, dass wir das auch bei 5G schaffen können, wenn wir die Herausforderungen beherzt anpacken – und vor allem gemeinsam agieren.“

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