Wir sprachen mit Dr. Markus Ksoll, Leiter Wettbewerb und Ordnungspolitik Deutsche Bahn AG über digitale Mobilitätsplattformen und Multimodalität.

Interview mit DB-Manager Dr. Markus Ksoll: Was bringen Mobilitätsplattformen?

Auf dem Digitalgipfel 2019 sprachen wir mit Dr. Markus Ksoll, Leiter Wettbewerb und Ordnungspolitik Deutsche Bahn AG: Welche Aufgabe erfüllen digitale Mobilitätsplattformen – und haben wir in Deutschland auf diesem Gebiet nicht längst den Anschluss verpasst? Welche Rolle spielt dabei Multimodalität? Und nicht zuletzt: Was haben die Kunden von solchen Angeboten?

Auf dem Digitalgipfel 2019, der am 28. und 29. Oktober in Dortmund stattfand, sprach die Intelligente Welt mit Dr. Markus Ksoll, Leiter Wettbewerb und Ordnungspolitik bei der Deutschen Bahn AG. Wie üblich, haben Sie die Wahl: Schauen Sie sich das 4:43 Minuten lange Interview im Video an – oder lesen Sie die Textfassung darunter.

Was genau sind digitale Mobilitätsplattformen?

Dr. Ksoll ist Mitglied der Fokusgruppe Intelligente Mobilität des Digitalgipfels, die sich mit digitalen Mobilitätsplattformen beschäftigte. Also lautete unsere erste Frage an ihn: Was eigentlich steckt genau hinter digitalen Mobilitätsplattformen? Der DB-Manager hatte eine druckreife Definition parat: „Digitale Mobilitätsplattformen sind digitale Marktplätze, auf denen verschiedene Nachfrager und Anbieter zusammenkommen und dort verschiedene Produkte anbieten.“

Dabei gebe es unterschiedliche Funktionen und Ausprägungen dieser Plattformen: Sie können unterschiedliche Funktionen erfüllen, zum Beispiel das Planen einer Reise beziehungsweise eines Mobilitätsbedürfnisses ermöglichen, die Reise begleiten und die dafür angebotenen Dienstleistungen nicht zuletzt verkaufen beziehungsweise vertreiben. Eine wichtige Variante sei auch, unterschiedliche Verkehrsträger zu vereinen.

Hat Deutschland bei der Plattform-Ökonomie bereits den Anschluss  verloren?

Bei der Diskussion um solche Plattformen hört man oft die Einschätzung, dass Deutschland auf dem Gebiet der Plattform-Ökonomie längst den Anschluss verpasst hätte. Die entscheidenden Player finde man in den USA und in Asien. Dr. Markus Ksoll widerspricht: „Ich glaube nicht, dass wir bei Mobilitätsplattformen den Anschluss verpasst haben.“ Es handle sich dabei um einen sehr komplexen Markt, weil unterschiedliche, auf ihrem Gebiet spezialisierte Anbieter zusammengebracht werden müssen. Häufig hätten solche Anbieter Stammkunden, die beispielsweise durch Jahreskarten an sie gebunden sind. Diese Rahmenbedingungen machen es internationalen Mitbewerbern eher schwer, in diese Märkte einzudringen.

Der DB-Manager sieht international viele gute Beispiele für digitale Mobilitätsangebote – aber auch deutsche Angebote wie der DB Navigator aus seinem Haus bräuchten sich nicht zu verstecken. Auch deutsche Anbieter von Hintergrundsystemen seien auf dem Weltmarkt sehr gut platziert.

Multimodalität als Kern intelligenter Verkehrslösungen

Die Zielsetzung ist nicht zuletzt multimodaler Verkehr, fragte die Intelligente Welt nach. Wie spielen dieses Konzept und Mobilitätsplattformen zusammen? Dr. Ksoll sieht Multimodalität als Kern intelligenter Mobilitätslösungen. Heute sei Verkehr häufig unintelligent. Intelligent werde eine Mobilitätslösung, wenn sie passgenau, situativ unterschiedlich und unter Nutzung verschiedener Verkehrsmodi eingesetzt werde.

„Ich glaube, dass junge Menschen in Großstädten bereits sehr weit sind, was so ein Nutzerverhalten angeht – und dass wir mit Mobilitätsplattformen da noch einen großen Schritt machen können“, ist der Leiter Wettbewerb und Ordnungspolitik der Deutschen Bahn AG überzeugt.

„Die Vision ist im Grunde, dass ich am Ende des Monats eine Mobilitätsrechnung bekomme, und zwischendurch gar nicht über die Details nachdenke“, führt Dr. Ksoll weiter aus. „Dass ich mich einfach in das Fahrzeug setzen kann – auf das Fahrrad, in das Auto oder das Taxi. Und dass es dann einen gibt, der einfach im Hintergrund für mich abrechnet und am Ende des Monats eine Rechnung schickt.“ Dann wären wir nach seiner Überzeugung an den Punkt angekommen, dass Multimodalität sehr einfach zu nutzen wäre und dann auch noch stärker Raum greift.

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