Auf dem Dialogforum 5G des BMVI wurde über die Bedeutung von 5G für Industrie 4.0 und das Internet of Things (IoT) diskutiert.

Was bietet 5G der Industrie 4.0? Chancen, Perspektiven und Anforderungern beim Dialogforum 5G

Was bringt 5G für das Internet der Dinge (Internet of Things oder kurz IoT) und für Industrie 4.0? Wir haben das Dialogforum 5G zum Thema Industrie 4.0 besucht und dort mit den Experten über ihre Einschätzungen und Erwartungen gesprochen.

Die wichtigsten Erkenntnisse dieser Veranstaltung haben wir im Rahmen einer Live-Sendung für die HuffPost Deutschland zusammengestellt, deren Mitschnitt auf unserem Youtube Kanal Sie nun im oben verlinkten, rund 14-minütigen Video sehen können.

5G bringt Vorteile für Industrie 4.0 – in allen Branchen

Prof. Dr. Hans D. Schotten, Technische Universität Kaiserslautern
Prof. Dr. Hans D. Schotten, Technische Universität Kaiserslautern

Was wird der neue Mobilfunkstandard für die Arbeitsplätze der Zukunft bedeuten? An welchen Stellen brauchen die Unternehmen ein neues, schnelles Netz? Eine interessante Antwort gab uns Prof. Dr. Hans D. Schotten von der Technischen Universität Kaiserslautern: „Applikationen, die wir im Moment noch nicht unterstützen können, sind zum Beispiel Augmented-Reality-Applikationen. Bei ihnen bekommt der Service- oder Wartungstechniker Informationen in seine Brille eingespiegelt, damit er nicht aufwendig in 1000 Seiten starken Handbüchern nachsuchen muss. Diese Informationen helfen ihm, sich schnell in komplexen Szenarien zurechtzufinden. Und damit lässt sich natürlich die Effizienz der Arbeit eines Wartungstechnikers deutlich verbessern.”

Klaus Bauer, Head of Basic Technology Development, Trumpf Werkzeugmaschinen
Klaus Bauer, Head of Basic Technology Development, Trumpf Werkzeugmaschinen

Auch Klaus Bauer, Head of Basic Technology Development bei Trumpf Werkzeugmaschinen ist sich sicher, dass sich mit Virtual Reality das Usability-Erlebnis für die Bediener deutlich steigern lässt. „Je mehr Virtual-Reality-Anwendungen wir haben werden, umso mehr Bandbreite brauchen wir auch – und kürzere Antwortzeiten. Wir kommen dann schnell an die Grenzen der heutigen Netzwerke bezüglich Bandbreite, Latenz und Verfügbarkeit. Da kann uns 5G helfen.”

Ab wann kann man mit 5G rechnen?

Dr. Andreas Müller, Robert Bosch GmbH
Dr. Andreas Müller, Robert Bosch GmbH

Wie schnell wird diese Technologie einsatzfähig sein? Muss man warten bis 2020 oder 2021? Dr. Andreas Müller von der Robert Bosch GmbH sagte uns auf dem Dialogforum 5G, dass 5G nach und nach Einzug halten wird. Im Bereich Fertigung müsse man im Prinzip nicht auf 5G warten, sondern könne schon heute mit verbesserten 4G-Technologien arbeiten. „Gerade das Thema Edge-Computing/Edge Clouds ist etwas, was man schon heute im Prinzip nutzbar machen kann. Viele Elemente von 5G werden hier relativ schnell Einzug halten können. Dasselbe gilt, wenn es um die effiziente Vernetzung von Sensoren geht. Damit können zum Beispiel Retrofit-Lösungen ermöglicht werden, die bei bestehenden Maschinen die Vernetzung nachrüsten.” Was ein bisschen länger dauert wird, ist seiner Meinung nach, “… die hochkritische Kommunikation. Sie ist die Königsdisziplin.“ Wenn man den Netzwerkausrüstern und den Netzbetreibern Glauben schenken darf, werden diese Möglichkeiten für das Jahr 2021 oder 2022 erwartet.  Ein weiterer, wichtiger Aspekt sei die nahtlose Integrierbarkeit. Man wird ja in den wenigsten Fällen von Grund auf eine neue Fabrik aufbauen, die komplett mit 5G betrieben wird. Vielmehr dürfte 5G in dann existierenden Infrastrukturen gleichzeitig mit verschiedenen Kommunikationstechnologien eingesetzt werden.” Zudem können Anwendungen dann auf die erwartete höhere Zuverlässigkeit der 5G-Verbindungen hin entwickelt werden.

5G – ein Netz für alle?

Ulrich Rehfueß, Head of Spectrum Policy bei Nokia Networks
Ulrich Rehfueß, Head of Spectrum Policy bei Nokia Networks

Sollen eigentlich alle Branchen und Anwendungen auf das 5G-Netz setzen? Diese Frage stellten wir auf dem Dialogforum 5G an Ulrich Rehfueß, Head of Spectrum Policy bei Nokia Networks. Er machte darauf aufmerksam, dass nach der Art der Dienste unterschieden werden muss. „Ich denke es gibt sehr viele Dienste, die großflächige Versorgung brauchen – zum Beispiel in der Landwirtschaft. Sie nutzen vorhandene Infrastrukturen in der Fläche.“ Erfordert das Geschäfts- oder Anwendungsmodell ein privates Netz, lässt sich das mit sogenannten „Network-Slices“ realisieren – sozusagen Sub-Netze innerhalb des großen, öffentlichen Netzes. Sie profitieren von den Kosten- und Effizienzgewinnen der größeren Netze und werden damit bezahlbar und finanzierbar. Auf der anderen Seite gibt es Anwendungen, bei denen die Frage legitim ist, ob lokale Anwender mit Spektrum, das von den Anbietern nicht genutzt wird, nicht auch private Lösungen aufbauen dürfen. In Zukunft seien hier auch Kooperationen zwischen lokalen und überregionalen Betreibern denkbar.

Welche Rolle spielen Deutschland und Europa bei 5G?

Alexander Lautz, Senior Vice President 5G bei der Deutschen Telekom
Alexander Lautz, Senior Vice President 5G bei der Deutschen Telekom

Auch Veranstaltungen wie die 5G-Dialogforen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) dienen dazu, früher gemachte Fehler zu vermeiden. 5G ist stark davon gekennzeichnet, dass die Technik dem tatsächlichen Bedarf der Anwendungen folgen soll. Was bedeutet dies aber für Deutschland und Europa? Schließlich ist 5G als weltweiter Standard geplant. Alexander Lautz, Senior Vice President 5G bei der Deutschen Telekom erklärt, dass in den asiatischen Märkten ein starker Fokus auf das Consumer-Geschäft bei 5G liegt. Neue Endgeräte, die 8K-Videos unterstützen, erwartet der Experte zuerst in China, Südkorea und Japan­. In den USA stehe vor allem der ,Fixed-Wireless Access’ im Vordergrund – die Realisation von Festnetzanschlüsse über Mobilfunktechnologien. Und wenn man Richtung Dubai blickt, stehen dort Smart Cities im Vordergrund. So ergeben sich weltweite Cluster für die Entwicklungen zu 5G. „Wir können daraus Vorteile fürs Consumer-Geschäft wie auch für Business-Themen wie Fixed-Wireless Access oder Smart Cities ziehen.“ Die Rolle von Deutschland in diesem internationalen Zusammenspiel sieht er vor allem beim Thema Industrie 4.0.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert