Hannes Rügheimer berichtet über den Stand von 5G in Deutschland und den Smartphone-Trend „Foldables" (Faltbare Handys)

09:59 – das Digitalmagazin: Faltbare Handys und wo steht 5G in Deutschland?

In einer neuen Folge unseres Digitalmagazins 09:59 erwarten Sie wieder spannenden Themen in unter 10 Minuten:

  • Smartphone-Trend „Foldables“
  • Wo steht 5G in Deutschland?

Auch diesmal haben Sie die Wahl: Schauen Sie sich unsere neue Folge als Video an – oder lesen Sie den darunter stehenden Artikel.

Der Netzfund: Klapp-Smartphone LG V50 ThinQ

Wie Intelligente-Welt-Redaktionsleiter Hannes Rügheimer war auch unser Kollege Thomas Kuhn, Redakteur bei der Wirtschaftswoche, auf dem Mobile World Congress in Barcelona unterwegs. Seine Funde hat er unter anderem auf Facebook gepostet – wie etwa das faltbare Smartphone V50 ThinQ von LG.

Kollege Thomas Kuhn zeigte auf Facebook das klappbare 5G-Smartphone LG V50 ThinQ.
Kollege Thomas Kuhn zeigte auf Facebook das klappbare 5G-Smartphone LG V50 ThinQ.

Wie die Trendsetter von Samsung und Huawei setzt auch dieser Hersteller auf ein klappbares Smartphone. Doch anders als die beiden genannten Anbieter verzichtet LG auf ein biegsames Display. 5G ist aber schon eingebaut.

Wie gut klappt das mit den faltbaren Mobiltelefonen? Megatrend Foldable Smartphones

In einer Live-Schalte direkt vom Ende Februar in Barcelona veranstalteten Mobile World Congress (MWC) berichtete Hannes Rügheimer von seinen ersten Eindrücken über die neuen Trendsetter Samsung Galaxy Fold und Huawei Mate X.

Samsung präsentierte sein Foldable Smartphone „Galaxy Fold" schon Mitte Februar in San Francisco.
Samsung präsentierte sein Foldable Smartphone „Galaxy Fold“ schon Mitte Februar in San Francisco.

Dabei hatte Samsung sein faltbares Smartphone „Galaxy Fold“ schon eine Woche vor dem MWC präsentiert – auf einem eigenen Ankündigungs-Event in San Francisco.

 

Der Konter von Huawei kam auf dem Mobile World Congress hingegen für Marktbeobachter und Journalisten vergleichsweise überraschend.

Die Grundidee bei beiden Geräten: Durch das Aufklappen sollen größere Bildschirme möglich werden, gleichzeitig sollen die Geräte nach wie vor in eine Jackentasche passen. Dabei macht Samsung aus den exakten Abmessungen noch ein Geheimnis. Erste Bilder und die in Barcelona nur hinter Glas zu bestaunenden Prototypen legen aber nahe, dass das Klapp-Samsung dafür etwas dick auftragen könnte. Das Huawei Mate X ist zusammengeklappt nur 11 Millimeter stark. Beide Geräte dürften im aufgeklappten Zustand eine Displaydiagonale von 8 Zoll (20,3 cm) bieten – das Format eines kleinen Tablets.

Dank seiner Konstruktionsweise kommt das Foldable Huawei Mate X mit nur einer Kamera-Leiste aus – und kann sein Klapp-Display zudem vielfältiger nutzen.
Dank seiner Konstruktionsweise kommt das Foldable Huawei Mate X mit nur einer Kamera-Leiste aus – und kann sein Klapp-Display zudem vielfältiger nutzen.

Der wichtigste Unterschied ist die Anordnung des Displays: Bei Samsung befindet er sich in der Geräteinnenseite. Das hat zur Folge, dass Samsung ein weiteres, kleineres Display auf die Front packen muss, damit das zusammengeklappte Gerät überhaupt über seinen Betriebszustand informieren kann. Huawei spannt das flexible Display hingegen um die Geräteaußenseite. Dieses Konzept verspricht in der Praxis Bedienvorteile: Das fast randlose Display steht auch im zusammengeklappten Modus zur Verfügung. Die in einer Griffleiste auf der Rückseite integrierten Kameras zeigen bei Huawei immer nach hinten, womit der rückseitige Teil des Displays im Klapp-Modus zum Beispiel als Selfie-Monitor dienen kann.

Samsung kompensiert dies, indem insgesamt fünf Kameras auf beiden Seiten des aufgeklappten Geräts eingebaut sind. Auf der Innenseite führt dies zum für aktuelle Smartphones typischen „Notch“.

Im Direktvergleich hat Huawei die Nase vorn

Ein Vorteil bei Samsung ist allerdings, dass das große Display in der Geräteinnenseite besser geschützt ist. Denn flexible Displays lassen sich nicht mit kratzfestem Glas beschichten – sie dürften deshalb empfindlicher sein als heutige Smartphone-Displays. Gerade an exponierten Stellen wie dem Faltbereich könnten die flexiblen Displays deshalb schneller verkratzen. Huawei will dies mit einer „Full Cover“-Schutzhülle abmildern.

Im Falt-Handy Mate X ist sogar schon der Huawei-5G-Chip „Balong 5000" eingebaut.
Im Falt-Handy Mate X ist sogar schon der Huawei-5G-Chip „Balong 5000″ eingebaut.

Ein weiterer Pluspunkt bei Huawei: Im Mate X ist sogar schon der Chipsatz für 5G eingebaut. Allgemeine Einschätzung unter Journalisten und Branchen-Angehörigen in Barcelona: Unterm Strich wirkt das Konzept von Huawei cleverer als das von Samsung.

Beide Geräte sollen im Sommer erhältlich sein. Mit Preisvorstellungen von 2000 Euro (Samsung) beziehungsweise 2300 Euro (Huawei) sind beide noch teure Nischenprodukte, die sich wohl nur technikverliebte Besserverdiener gönnen werden. Doch die jetzt vorgestellten Klapp-Phones legen den Grundstein für einen Trend und widersprechen damit der Einschätzung, dass es im Smartphone-Markt keine Innovationen mehr geben wird. Künftige Generationen der Klapp-Handys dürften günstiger, besser und robuster werden als die nun vorgestellten ersten Vertreter dieser Gattung. Ob Apple noch im laufenden Jahr sein eigenes Klapp-Handy präsentieren wird, ist offen – typischerweise warten die Kalifornier mit der Einführung neuer Technologien ab, bis diese etwas weiter gereift sind.

5G-Erprobung auf dem „Testfeld Autobahn A9″

Auch unabhängig von Smartphone-Prototypen war der künftige Mobilfunkstandard 5G ein großes Thema auf dem Mobilfunk-Kongress in Barcelona – und natürlich auch bei andern Anlässen. So hatte Hannes noch vor seinem Besuch des MWC Gelegenheit, an einer Veranstaltung und Testfahrt zum Thema 5G in Bayern teilzunehmen.

Ortstermin auf und neben dem Testfeld Autobahn – mit prominenten Mitreisenden (von links nach rechts): Stefan Koetz, Vorsitzender der Geschäftsführung Ericsson GmbH, Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Prof. Dr. Sabina Jeschke, Vorstand Digitalisierung und Technik Deutsche Bahn AG und Alexander Saul, Geschäftsführer Firmenkunden Vodafone GmbH.
Ortstermin auf und neben dem Testfeld Autobahn – mit prominenten Mitreisenden (von links nach rechts): Stefan Koetz, Vorsitzender der Geschäftsführung Ericsson GmbH, Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Prof. Dr. Sabina Jeschke, Vorstand Digitalisierung und Technik Deutsche Bahn AG und Alexander Saul, Geschäftsführer Firmenkunden Vodafone GmbH.

Die Tour führte unter anderem auf das „Testfeld Autobahn A9″ – dem Teilstück dieser Autobahn zwischen Nürnberg und Ingolstadt, auf dem etwa Autohersteller schon heute die Zukunft der Telekommunikation und des autonomen Fahrens in der Praxis testen können. Zu den prominenten Teilnehmern dieser Testfahrt zählten Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Dr. Sabina Jeschke, Vorstand Digitalisierung und Technik, Deutsche Bahn AG, Stefan Koetz, Vorsitzender der Geschäftsführung Ericsson GmbH, Alexander Saul, Geschäftsführer Firmenkunden Vodafone GmbH sowie weitere Vertreter von Airbus,  der Deutschen Telekom, Telefónica und der Bundesnetzagentur.

Sie alle besichtigten auf dem Testfeld Autobahn A9 und der parallel verlaufenden ICE-Strecke bereits verfügbare Teilelemente der 5G-Technik im praktischen Einsatz. Zum Beispiel die sogenannte „Edge Cloud”. Sie ist der Schlüssel dafür, dass das 5G-Netz in Zukunft viel schnellere Reaktionszeiten bieten kann als die heutigen Mobilfunknetze bis einschließlich 4G. Die Ingenieure sprechen von „geringen Latenzzeiten”. Beträgt diese Übertragungsverzögerung heute im 4G/LTE-Netz noch 30 bis 50 Millisekunden, soll sie bei LTE hinunter bis zu einer Millisekunde gesenkt werden.

Die „Edge Cloud“ ist bei 5G der Schlüssel zu kurzen Latenzzeiten

Um dies zu erreichen, können Cloud-Server nicht mehr mehrere hundert Kilometer von den Mobilfunk-Sendestationen entfernt stehen – selbst mit Datenübertragung in annähernd Lichtgeschwindigkeit über Glasfaserkabel würde die Übertragung sonst viel zu lang dauern. Vielmehr müssen die in der Cloud bereitgestellten Daten und Funktionen direkt an die Sendestationen (und somit an den Rand – englisch: edge – des Mobilfunknetzes) rücken.

Mit der Edge-Cloud und Network Slicing lassen sich schon heute wichtige Bausteine von 5G in der Praxis erproben.
Mit der Edge-Cloud und Network Slicing lassen sich schon heute wichtige Bausteine von 5G in der Praxis erproben.

Beim Testfeld Autobahn A9 sind solche Edge-Cloud-Server direkt bei den sechs Mobilfunk-Sendestationen entlang der Autobahn installiert – zum Beispiel in einem Technik-Container bei der Autobahnmeisterei Greding. So können etwa Fahrzeughersteller schon heute ausprobieren, wie die in der Edge Cloud bereitgestellten Daten und Algorithmen mit den Systemen an Bord ihrer hochautomatisierten oder vollautonomen Testautos zusammenarbeiten.

Eine weitere wichtige Eigenschaft der 5G-Netze ist das sogenannte Network Slicing: Um die Übertragung für verschiedene Anforderungen zu optimieren, wird sie sozusagen in einzelne Scheiben zerlegt. Ein Slice kann für hohe Datenraten ausgelegt sein und damit etwa Datei-Downloads bedienen. Ein anderer ist auf maximale Zuverlässigkeit, aber geringere Geschwindigkeit ausgelegt – etwa für die Kommunikation zwischen hochautomatisierten Autos. Und ein dritter bietet maximale Energieeffizienz, damit IoT-Geräte jahrelange mit nur einer Batterie durchhalten können.

Ein Element künftiger 5G-Netze fehlt allerdings noch auf dem Testfeld Autobahn A9: nämlich der eigentliche 5G-Funkstandard, das sogenannte „5G New Radio”. Als die Testinstallationen dort seit 2015 aufgebaut wurden, stand dieser Funkstandard schlicht noch nicht zur Verfügung – er wurde erst 2018 standardisiert. Doch Zug um Zug werden die Netzbetreiber diese neue Technik in den nächsten Monaten und Jahren sowohl neben der Autobahn A9 als auch im Rahmen ihrer ersten 5G-Netzinseln installieren.

Im „Advanced TrainLab” testet die Deutsche Bahn 5G-Anwendungen

Auch die Deutsche Bahn interessiert sich für 5G und testet das neue Netz – in ihrem „Advanced TrainLab” – einem mit entsprechender Test-Technik ausgestatteten Sonder-ICE.

In ihrem „Advanced TrainLab” testet die Deutsche Bahn unterschiedliche 5G-Anwendungen.
In ihrem „Advanced TrainLab” testet die Deutsche Bahn unterschiedliche 5G-Anwendungen.

Die Deutsche Bahn will mit dem neuen Mobilfunk zum einen ihren Fahrgästen leistungsfähigeres Internet während der Reise und mehr Entertainment-Angebote wie Videostreams bieten. Zum anderen soll 5G auch Telemetrieanwendungen ermöglichen, um etwa den Status der Systeme im Zug – vom Elektromotor im Triebwagen bis hin zur Kaffeemaschine im Bordbistro – aus der Ferne abrufen zu können.

Eine weitere Anwendung von 5G, die sowohl beim autonomen Fahren als auch bei anderen Einsatzgebieten wie beispielsweise dem Internet der Dinge („IoT” – Internet of Things) eingesetzt werden soll, ist die exakte Positionierung übers Mobilfunknetz: Das System, das etwa auch für Drohnenflüge genutzt werden kann, basiert auf der „Triangulation“ der Signale mehrerer Mobilfunkbasisstationen. Aus den im Millisekundenbereich unterschiedlichen Laufzeiten der empfangenen Signale, kann ein 5G-Empfänger seine genaue Position berechnen – auch ganz ohne GPS, das vor allem im mobilen Einsatz viel Energie verbraucht und dennoch vergleichsweise ungenaue Ergebnisse liefert.

Klar ist auch, dass die Mobilität der Zukunft stark auf Vernetzung basiert – etwa in „multimodalen” Verkehrsnetzen, in denen autonome Car-Sharing-Fahrzeug, öffentlicher Nahverkehr, Fernzüge und irgendwann auch weitere Verkehrsmittel wie möglicherweise Flugtaxis untereinander kommunizieren und ihren Passagieren die schnellste, bequemste und/oder kostengünstigste Reisemöglichkeit vom Startpunkt zum Ziel anbieten. Auch dafür soll 5G ein wichtiges Rückgrat werden.

 

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