SXSW, CeBIT, Hannover Messe, re:publica – wie wichtig sind oder waren solche digitalen Pilgerstätten?

09:59 – das Digitalmagazin: Brauchen wir digitale Pilgerstätten?

In einer neuen Folge unseres Digitalmagazins 09:59 erwarten Sie wieder spannende „Gedanken zur Woche“ – in unter 10 Minuten:
SXSW (South by Soutwest), Hannover Messe & Co: Brauchen wir in digitalen Zeiten noch solche Pilgerstätten? Kann und soll ein Unternehmen wie die Deutsche Telekom selbst so eine Pilgerstätte schaffen?

Wie üblich haben Sie die Wahl: Sehen Sie sich das knapp 10-minütige Video an oder lesen Sie den nachfolgenden Artikel.

In diesen Tagen hätte sie nach jahrelangem Zeitplan stattgefunden: Die mittlerweile eingestellte CeBIT. Viele Digitalos suchen sich Alternativen – etwa die hochgelobte SXSW (South by Southwest), die gerade im März in Austin, Texas, stattfand. Oder im April die Hannover (Industrie-) Messe, die in diesem Jahr anscheinend extra viel Digitales auf ihren Ständen präsentiert.

Verpasst man etwas, wenn man nicht auf der SXSW dabei ist?

Christian Spanik sprach mit Philipp Schindera, Leiter Unternehmenskommunikation bei der Deutschen Telekom: Muss man da vor Ort sein? Brauchen wir in digitalen Zeiten mit Virtual Reality und „Online First“ noch digitale Pilgerstätten?

Der Tweet von Philipp Schindera: War er als einziger in seiner Filterblase nicht auf der SXSW?
Der Tweet von Philipp Schindera: War er als einziger in seiner Filterblase nicht auf der SXSW?

Er hatte in einem Tweet angemerkt, dass er wohl der einzige in seiner Filterblase sei, der nicht auf der SXSW dabei sei – und es wurde nicht ganz klar, ob der Telekom-Kommunikationschef dies bedauerte oder in Ordnung fand. Also fragte Christian nach.

So ganz sicher sei er sich selbst nicht, sagt Philipp Schindera: „Auf der einen Seite fragt man sich natürlich schon: Verpasst Du da etwas, musst Du dabei sein? Auf der anderen Seite fragt man sich: Ist das, was in den letzten Jahren Kultcharakter aufgebaut hat, schon so Mainstream, dass nun alle da sind – und dass man deshalb nicht mehr hin muss.“

Philipp_Schindera zur SXSW: „Ich glaube, ich habe auch ohne vor Ort zu sein und diesen großen Reiseaufwand zu betreiben, eine Menge mitbekommen."
Philipp Schindera zur SXSW: „Ich glaube, ich habe auch ohne vor Ort zu sein und diesen großen Reiseaufwand zu betreiben, eine Menge mitbekommen.“

So habe er die SXSW über Twitter verfolgt und sei zu dem Fazit gekommen: „Das ist nach wie vor ein sehr interessantes Programm, da bekommt man eine Menge Inspirationen – aber dank Social Media gilt das auch für die Daheimgebliebenen. Ich glaube, ich habe auch ohne vor Ort zu sein und diesen großen Reiseaufwand zu betreiben, eine Menge mitbekommen.“ Wobei ihm klar sei, dass diejenigen, die vor Ort gewesen sind, ihm dazu heftig widersprechen würden.

Christian fragt sich, wie wichtig solche digitalen Pilgerplätze heute noch sind: Es war mal das Silicon Valley, es war mal eine CeBIT in Hannover. Es ist jetzt die SXSW oder die re:publica.  Von Philipp Schindera möchte er wissen, wie wichtig solche Plätze seien, um sich neu auszurichten und neu zu justieren?

Wer im virtuellen Raum zusammenarbeitet, will sich auch im realen Leben begegnen

Ein klarer Trend sei, so Schindera, dass sich solche Events in den virtuellen Raum bewegen. Dennoch sei die Notwendigkeit physischer Treffen unverändert, womöglich sogar größer geworden. Auch das Unternehmen Telekom stelle fest, dass es sehr wichtig ist, zusammenarbeitende Personen an einem Ort zu versammeln. Dafür sei aber gar kein großer Aufwand nötig – es müsse noch nicht einmal eine Kiste Bier oder eine Pizza sein. Entscheidend sei, einfach nur eine Möglichkeit zum Zusammenkommen zu bieten. Gerade wer sich in der Regel nur in der virtuellen Welt begegne, mache von dieser Gelegenheit von Zeit zu Zeit gerne Gebrauch.

Auch die Telekom baut eigene Events auf. Kann man solche digitalen Pilgerplätze also selbst schaffen, wollte Christian Spanik wissen – oder passiert das einfach ungeplant?

„Das kann man auf jeden Fall planen“, ist sich Philipp Schindera sicher. „Und auch entsprechend vorbereiten“. Ein Unternehmen wie die Telekom schaue sich munter ab, was andere diesbezüglich machen und welche Trends sich dabei abzeichnen. Vor 20 Jahren habe eine Top-Management-Veranstaltung ganz ausgesehen als heute. Heute nehme sich auch die Telekom Anleihen von Veranstaltungsformaten wie Barcamps. Dabei komme es darauf an, den Menschen zu ermöglichen, sich selbst ins Programm einzubringen.

Trends von der SXSW: Elektroroller und Enterprise Empathy

Ein Tweet von Dennis Meding zur SXSW verortete die Top-3-(Posting)-Themen der Veranstaltung so: 1. Speisen, 2. Getränke, 3. Vorträge und Events. Das stellt sich Christian schon in Frage, ob man bei diesem Pilgerplatz wirklich dabei sein musste.

Tweet von Dennis Meding: Waren das wirklich die Top-3-(Posting-)Themen der SXSW?
Tweet von Dennis Meding: Waren das wirklich die Top-3-(Posting-)Themen der SXSW?

Sicher sei dies etwas überspitzt dargestellt, meint Philipp Schindera. Aber auch wenn Party und Essen eine wichtige Rolle gespielt hätten, ging es bei der SXSW ganz sicher nicht nur um diese Thema.

Den Besuchern vor Ort, die ihre Eindrücke getweetet haben, gebühre großer Dank – denn gerade so können sich auch Daheimgebliebene einen Überblick verschaffen, welche Themen die Besucher vor Ort beschäftigen.

In seinem „Service-Tweet" bereichtet Christian Garrels (ADAC) über seine Erfahrungen mit Elektroscootern auf der SXSW.
In seinem „Service-Tweet“ bereichtet Christian Garrels (ADAC) über seine Erfahrungen mit Elektroscootern auf der SXSW.

So war ein Trendthema in Austin offenbar Elektroroller. Da gerade bei amerikanischen Veranstaltungen die Austragungsorte oft weit voneinander entfernt seien, stelle sich da ja immer die Frage, wie man von A nach B kommt. Dafür scheinen Elektroroller eine interessante Lösung gewesen zu sein. Ihre Nutzung ist in Deutschland noch weniger bekannt – aber entsprechende Start-ups stehen in den Startlöchern.

Als weiterer „non-obvious trend“ für die Zukunft wurde in Austin „Enterprise Empathy“ identifiziert – Unternehmen sollten sich in die Gefühle ihrer Mitarbeiter und ihrer Kunden eindenken. Dieses Thema ist auch Philipp Schindera sehr wichtig – in seinem Umfeld spiele es gerade eine größere Rolle. Unternehmen, so der Telekom-Kommunikationschef, verändern sich im Zuge der Digitalisierung. Mitarbeiter und Kunden haben zum Teil andere Anforderungen an sie – somit sich die Frage stellt, wie sich Unternehmen an solche veränderten Anforderungen anpassen können. Große Unternehmen müssen sich damit beschäftigen, um auch für Arbeitnehmer „aus dieser neuen Welt“ weiterhin attraktiv zu bleiben. Schindera könne nur jedem nahelegen, sich den gesamten Vortrag zu diesem Thema von Rohit Bhargava im Netz anzuschauen.

Dies sei eines der Beispiele dafür, dass sich digitale Pilgerplätze auch virtuell besuchen lassen, ist das Fazit von Christian Spanik. Der Dank gehe vor allem an die Kollegen, die vor Ort sind und somit allen Daheimgebliebenen ermöglichen, über Netz doch dabei zu sein.

 

 

 

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