Passwörter gelten als unbequem und unsicher. Und vor allem können sie gestohlen werden. Doch nun ist möglicherweise ein Ende des Ärgers in Sicht. Im zweiten Teil unserer neuen Serie „Sicherheit im Internet“ stellen wir den designierten Nachfolger vor und werfen einen Blick in eine hoffentlich passwortfreie Zukunft.
Wie wir in der vorherigen Folge unserer Serie „Sicherheit im Internet“ gezeigt haben, ist die sichere Identifikation von Nutzern eines der Hauptprobleme des weltweiten Netzes. Die derzeitig gebräuchlichste Methode ist die Kombination aus Benutzername und Passwort. Doch sie ist unbeliebt – zu Recht. Die Nutzer sind oft mit dem Merken oder Verwalten von Passwörtern überfordert. Und Passwörter können leicht gestohlen werden und dann in unbefugte Hände geraten.
Identitätsdiebstahl, Erpressung, Betrug: Trotz allen seinen Vorzügen, gilt das Internet auch als Tummelplatz für Cyberkriminelle. IT-Spezialisten halten mit immer raffinierteren Sicherheitstools gegen die Angriffe und Ausspäh-Tricks. Doch die offene Konstruktionsweise des Internets und die wachsende kriminelle Energie der Angreifer machen es ihnen nicht leicht. In unserer neuen Serie „Sicherheit im Internet“ beleuchten wir die großen Sicherheitsprobleme im Netz – und wie man sich dagegen schützen kann. Den Auftakt macht das Dilemma rund um die mehr als unbeliebten Passwörter.
Man könnte es vielleicht Naivität nennen. Aber wahrscheinlich war es nur fehlende Weitsicht. Als das Internet Ende der 1960er Jahre als militärisch motiviertes ARPANET der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, konnte sich niemand so richtig vorstellen, was daraus mal werden würde: Ein weltweites Computernetzwerk, das praktisch alle unser Lebensbereiche berühren sollte. Ein Netzwerk, in dem man seine Bankgeschäfte genauso selbstverständlich erledigen kann wie als Unternehmen mit der Partnerfirma am anderen Ende der Welt streng geheime Konstruktionspläne austauschen.
Glasfaserkabel in den Ozeanen der Welt sorgen dafür, dass wir Daten von Servern rund um den Globus in Millisekunden abrufen, Videotelefonate mit unseren Lieben auf anderen Kontinenten führen und sogar Operationen aus der Ferne durchführen können. Die Verfügbarkeit dieser Seekabel scheint selbstverständlich. Ist sie aber nicht. Europa droht in eine Abhängigkeit zu geraten.
Im November 2020 war es soweit: Der deutsche Internet-Knotenpunkt De-CIX meldete einen neuen Rekord bei der Datenübertragung. Erstmals wurden mehr als zehn Terabit pro Sekunde durch den Knoten geschleust. Wie De-CIX vorrechnet, entspricht dies 2,2 Millionen Videos in HD-Qualität oder 2,2 Milliarden Schreibmaschinen-Seiten. Zu verdanken ist der Rekord vor allem den Wahlen in den USA. Sie lösten ein riesiges Interesse bei den Internet-Nutzern in Deutschland und Europa aus, Videostreams aus den Staaten ließen die Leitungen glühen.