Für Reise- und Eventveranstalter heißt der Trend 2022 schlechthin, „Digitalisierung“. Damit bestätigt diese Branche den von uns schon für andere Wirtschaftszweige konstatierten Ausblick für die nächsten 12 Monate. Auch hier ist die Corona-Pandemie einer der wichtigsten Treiber – sogar noch stärker als in vielen anderen Bereichen.
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Schon seit rund zwei Jahren verändert das Corona-Virus unser aller Leben. Es hat nicht nur viele Menschen, sondern auch viele Unternehmen die Existenz gekostet. Doch bei aller Tragik gibt es auch positive Begleiteffekte. So hat das Virus den Reise- und Eventveranstaltern einen kräftigen Schub in Richtung digitaler Angebote versetzt. Und es ist damit zu einem Trendsetter in der Branche für das Jahr 2022 geworden.
Megatrend 2022: Online-Events
Nachdem das persönliche Treffen aus epidemiologischen Gründen nicht mehr möglich war, schlug in Sachen Events die Stunde der Online-Veranstaltungen. Sie wurden zu einem der wichtigsten Trends 2021 und werden auch bei den Trends 2022 eine große Rolle spielen. Insbesondere in der internen und der internationalen Unternehmenskommunikation sind Online-Veranstaltungen nicht mehr wegzudenken. Über die Corona-bedingten Notwendigkeiten hinaus haben sie die Ersparnis von Zeit und Geld, aber auch der Nachhaltigkeitsgedanke in die Pole Position gebracht. Über ihre generelle Bedeutung für Unternehmen hat ein Umdenken eingesetzt. Statt eines Verkaufsevents nutzen viele Firmen sie nun als PR-Möglichkeit, über die eine Vielzahl von Menschen erreichbar ist. Zudem bieten sie die Möglichkeit einer umfangreichen Datensammlung – was eine weitere Erklärung für ihre Beliebtheit liefert.
Online-Events sind vor allem auch im Gesundheitswesen ein wichtiger Trend für 2022. Dies gilt insbesondere für Weiterbildungen und Fachseminare. Statt den Oberarzt auf eine Fortbildung ans andere Ende der Welt zu schicken, nutzen viele Krankenhäuser lieber moderne Kommunikationstechnik und Online-Seminare. In vielen Hospitalen wurde bereits eine moderne Studiotechnik installiert, die mehrere Kameraperspektiven und Close-ups erlaubt. Dadurch lassen sich gleichzeitig mehr Menschen neue Erkenntnisse vermitteln als bei einem Präsenz-Event. Und die Reisekosten sparen sich die Krankenhausträger obendrein.
Wo sich digitale Events weniger gut etabliert haben, ist das Messewesen. So hat etwa die Firma 6Connex, selbst Anbieter einer virtuellen Event-Plattform, Teilnehmer der ersatzweise angebotenen virtuellen Veranstaltungen befragt. Das Unternehmen ist sicherlich unverdächtig, die gewonnenen Erkenntnisse zu schwarz zu malen – doch die Umfrage zeigte beispielsweise, dass mehr als 80 Prozent der Befragten den persönlichen Kontakt vermissen.
Allenfalls Hybridveranstaltungen scheinen einen möglichen Weg aus dem Dilemma zu weisen: Während eine zahlenmäßig reduzierte Besucherschar eine Messe und ihr Begleitprogramm vor Ort besucht, können andere an Kongressvorträgen oder virtuellen Präsentationen aus ihrem Büro teilnehmen.
Hybride Konzepte allerorten
Auch in diesem Bereich haben die beiden vergangenen Jahre technische Fortschritte gebracht – wenngleich für einige Herausforderungen immer noch keine optimalen Lösung gefunden wurden. Dies gilt beispielsweise für ein digitales Pendant zu persönlichen Unterredungen am Messestand unter vier Augen.
Dennoch sind hybride Konzepte für viele Messeveranstalter der wohl wichtigste Trend 2022. Rund um den Globus kündigen sie an, verstärkt entsprechende Konzepte zu entwickeln. Laut Event Trend Report 2022 wollen 71 Prozent der Veranstalter virtuelle Elemente weiterverfolgen, auch wenn die Corona-Lage sich wieder normalisieren sollte.
Das Konzept hat für beide Seiten Vorteile. Auf der Habenseite können hybride Konzepte zu einem deutlichen Zuwachs an Teilnehmern führen. Gleichzeitig senken sie die Reisekosten für die Unternehmen, denn nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen noch vor Ort präsent sein. Und falls Corona doch noch länger bleibt. als wir uns alle wünschen, lassen sich solche Events vergleichsweise einfach in eine rein virtuelle Messe verwandeln.
Der Trend 2022 zu den hybriden Veranstaltungen hat auch die Software-Unternehmen auf den Plan gerufen. Denn wenn auch auf fast allen Messen Kamera und Übertragungstechnik bereitstehen, um sie zu virtualisieren, fehlt es doch oft noch an der passenden Software, um sie als hybrides Event abzuwickeln. Eine solche Software muss für Veranstalter einfach zu bedienen sein und für die Teilnehmer ein angenehmes Erlebnis bieten. Und selbstverständlich sollte sie auch die Option zur Kontaktauswertung ermöglichen. Immer mehr Plattformen wie etwa die von Bigmarker oder Hoppier bieten sich für solche Events an und werden in den kommenden Monaten den Trend 2022 zur hybriden Veranstaltung weiter unterstützen.
Trend 2022: Das virtuelle Reisebüro
Auch bei Reiseveranstaltern hat die Corona-Krise tiefe Spuren hinterlassen. Die Bereitschaft zu langfristigen Buchungen hat angesichts der Unsicherheiten durch die Corona-Lage deutlich abgenommen. Das führte wiederum dazu, dass Last-Minute- und Online-Buchungen stark zugenommen haben. Deren Bedeutung wächst weiter. Bis 2023 sollen sich laut Statista die Umsätze mit Reisebuchungen im Internet weltweitauf knapp 710 Milliarden Euro belaufen.
Im Sog dieses Trends haben auch Tools wie Smartphones oder Sprachassistenten in digitalen Gadgets bei den Buchungen deutlich an Bedeutung gewonnen. So gibt es bereits seit einiger Zeit einen Expedia-Skill für Alexa, in den USA haben sich SoundHound (mit der Marke „Hound“) und Expedia für eine sprachgesteuerte Hotelsuche am Smartphone zusammengetan. Demgegenüber verlieren klassische Kataloge und auch die Beratungsgespräche im Reisebüro an Bedeutung. Stattdessen werden Buchungen immer häufiger am PC getätigt – auch auf Basis von virtuellen Rundgängen, die schon zu Hause zeigen, wie es am Reiseziel aussieht.
Für Reisebüros gilt es, sich auf diesen Trend einzustellen. So können etwa Chatbots wie der von virtualspirits eine gute Ergänzung zu den klassischen Verkaufskanälen bieten. Sie liefern Informationen über Reiseziele, nehmen Buchungen entgegen oder reagieren auf Beschwerden – selbst wenn das Personal längst im wohl verdienten Feierabend ist.
Hotel-Trend 2022 : Roboter im Anmarsch
Die Digitalisierung ist auch einer der Megatrends 2022 für Hotels. Auch in dieser Branche gab es einen massiven Digitalisierungs-Push durch Corona. Die Pandemie hat die Nachfrage nach desinfizierter Sauberkeit und kontaktlosen Abläufen stark gefördert. So sind etwa elektronische Speisekarten mit Bestellfunktion im Vormarsch. Als Antwort auf Corona halten auch Roboter zunehmend im Gastgewerbe Einzug. Im Grazer Restaurant Momoda, wo sie den Service übernehmen, sind sie allerdings noch eher ein Marketing-Gag. Einem echten Kellner können sie bisher noch nicht das Wasser reichen.
In Hotels jedoch erledigen sie zunehmend komplexere Hilfsdienste, etwa beim Zimmerservice, in der Gepäckverteilung oder auch im Pre-Screening der Gäste. Das Unternehmen Moley Robotics aus London arbeitet an einem Großküchenmodell seiner „Robotic Kitchen“. Die Roboter sollen in Zukunft mit Unterstützung von intelligenten Kühlschränken kochen, brutzeln und braten und hinterher auch noch aufräumen. Daneben setzen Hotels auch zunehmend auf biometrische Erkennungsdienste zur Kontaktvermeidung. Mit solchen Systemen ersetzen sie Zimmerkarten und ermöglichen auch das automatische Bezahlen von Speisen und Getränken.
Städtetourismus wird digital
Auch Städte haben die Digitalisierung für den Tourismus entdeckt, etwa um Besucherströme zu lenken. So haben sich in der Nationalparkregion Schwarzwald 37 Gemeinden zusammengeschlossen, um ein internationales Routing zu entwickeln, das Besuchern schon mal eine Wanderung empfiehlt, wenn im Infozentrum gerade zu viel los ist. In Luxemburg gibt es die Option, die Stadt mit Augmented Reaality am Handy ganz neu zu entdecken.
Eher unfreiwillig hat die Technologisierung bei den deutschen Fremdenführern Einzug gehalten. Laut Bundesverband der Gästeführer sind dort rund 7500 Mitglieder organsiert. Die Vorsitzende Maren Richter schätzt aber, dass mehr als doppelt so viel Menschen ihr Brot damit verdienen, Touristen die schönsten Ecken ihrer Heimat zu zeigen – und sie dabei auch ein Stück weit zu unterhalten.
Dass solche Führungen auch digital funktionieren können, haben die Münchner Synthia Demetriou und Tobias Röckl beweisen. Unter dem Namen Ludwig & Lola haben sie aus ihren Führungen eine professionelle Show gemacht, die zu einem Geheimtipp auf YouTube wurden. Die kostenlosen Video-Aufzeichnungen von Live-Streams sind aber eigentlich nur Werbung in eigener Sache. Ihr Geld verdienen die beiden in der Krise vor allem durch virtuelle Firmenveranstaltungen, wie etwa Bierverkostungen oder Weihnachtsfeiern – hochprofessionell über die Bühne gebracht mit Greenscreen-Technik und Doppel-Moderation.
Auch der Berliner Verein Querstadtein, der sich um die Themen Obdachlosigkeit, Flucht und Migration kümmert, musste sich umstellen. Die bisherigen geführten Stadtrundgänge wurden um digitale Angebote ergänzt. So gibt es nun etwa einen Audiowalk und eine digitale Tour per App. Beide Formate soll es auch nach der Corona-Krise weiter geben, um die bisherigen Angebote zu ergänzen.