KI und Arbeit: Wie wird sich Künstliche Intelligenz auf die Arbeitswelt der Zukunft aus?

Inside KI: Künstliche Intelligenz und die Arbeitswelt

In unserer Reihe „Inside KI“ sprechen wir mit Dr. Leon R. Tsvasman, Hochschuldozent und KI-Experte, über verschiedene Aspekte Künstlicher Intelligenz. Diesmal im Fokus: KI und Arbeit. Insbesondere: Wie sehen Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt aus?

Aufmacherbild: Gerd Altmann auf Pixabay

In dieser Reihe sprechen wir mit Dr. Leon R. Tsvasman über seine Einschätzungen zum Thema „Künstliche Intelligenz“. In den vorangehenden Folgen ging es um das menschliche Selbstverständnis in Abgrenzung zur Künstlichen Intelligenz, um KI und Ethik sowie die Frage, ob eine KI auch kreativ und innovativ sein. In der hier vorliegenden vierten Folge liegt unser Fokus auf die Auswirkungen der KI-Zukunft im Bereich Arbeit.

Dr. Tsvasman befasst sich als Hochschuldozent mit Kommunikations- und Medienwissenschaft sowie philosophischen und ethischen Themen. Er lehrt an mehreren Hochschulen und Fernuniversitäten wie der Wilhelm-Büchner-Universität Darmstadt, der IUBH International University, der Deutsche Welle Akademie, der Hochschule Macromedia, der Hochschule Heilbronn, der TH Ingolstadt, der AI Business School Zürich und weiteren.

Dr. Leon R. Tsvasman forscht über kybernetische Erkenntnistheorie, anthropologische Systemtheorie und auf dem Gebiet der Informations-psychologie. Einer seiner Schwerpunkte ist dabei der Zusammenhang zwischen Technik und Gesellschaft.

Der KI-Experte forscht auf dem Gebiet der kybernetischen Erkenntnistheorie, der anthropologischen Systemtheorie und der Informationspsychologie. Zusätzlich verfolgt er zahlreiche weitere Interessen in unterschiedlichsten Disziplinen. Außerdem hat er verschiedene wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Sachbücher geschrieben, wie zum Beispiel „Das große Lexikon Medien und Kommunikation“ in Zusammenarbeit mit dem Begründer des Radikalen Konstruktivismus Ernst von Glasersfeld oder gemeinsam mit seinem Co-Autor, dem KI-Unternehmer Florian Schild „AI-Thinking: Dialog eines Vordenkers und eines Praktikers über die Bedeutung künstlicher Intelligenz“.

KI als Jobkiller? Wie realistisch sind die Prognosen?

Intelligente Welt: In Wirtschaftsmedien sind häufig Studien oder Listen zu lesen, welche Jobs durch KI wegfallen werden. Darunter viele hochqualifizierte Wissensarbeiter und Beratungs-Berufe wie Anwälte, Steuer- oder Finanzberater. Wie realistisch sind die hier prognostizierten Entwicklungen?

Dr. Tsvasman: Wir müssen das trivial-technische Verständnis von „Qualifikation“ überdenken und im menschlichen Sinn emanzipieren. Das herkömmliche Verständnis dieses Begriffs meint Befähigung zu einer bestimmten überwiegend arbeitsteiligen Tätigkeit mit standardisierten Abläufen. Im Normalfall wird sie durch eine auf Faktenwissen und unreflektierten Regeln („Know-how“) basierte Ausbildung auf öffentlich beaufsichtigtem Weg erworben und entsprechend geprüft, begutachtet und zertifiziert. Oft wird die „Qualifikation“ durch eine spezifische Erfahrung in eben dieser Tätigkeit verbessert. Wenn wir den Parameter Faktenwissen durch Daten, das geprüfte Know-how durch Algorithmen und die Erfahrung durch maschinelles Lernen ersetzen, haben wir ein perfektes smartes Werkzeug. Dann darf es aber nicht wundern, wenn solche Qualifikationen mit KI automatisiert werden.

Aber: Je mehr standardisierte und arbeitsteilige Aufgaben automatisiert und somit aus tradierten Berufsbildern „weggewaschen“ werden, desto mehr können die von Routine „gereinigten“ Berufe entweder im neuen Glanz erstrahlen oder komplett von Automatisierung aufgelöst werden. Den Glanz erreichen jene Berufe, die einen intakten menschlichen Kern haben – sagen wir, eine „Berufsseele“. Vor der ersten industriellen Revolution spalteten sich Handwerkerberufe in Facharbeiter und Ingenieure. Von Facharbeitern, die schlichter ausgebildet wurden, gab es eine größere Zahl, und Ingenieure erfuhren eine akademische Ausbildung.

Die nun anstehende Wende wird aber viel gravierender, weil Industrie in einer neuen Qualität aufgeht. Für Menschen heißt es längerfristig, dass aus Know-how-Spezialisten Know-why-Künstler werden.

Standardisierte Qualifikationen sind am ehesten verzichtbar

Im Fall der Facharbeiter sind diese Veränderungen schon jetzt evident. Aber was wird aus Fachanwälten, Fachärzten oder Steuerberatern?

Die auf herkömmliche Weise qualifizierten Juristen, die zwar komplexe, aber auch spezifische, und im Sinn der in sich potenziell schlüssigen Gesetze standardisierbare Probleme lösen, erübrigen sich am Ehesten. An dieser Stelle gilt es, auch die mit Digitalisierung einhergehende Optimierung – also Universalisierung und Vereinfachung – der regelbasierten soziotechnischen Systeme und auch Gesetze mit zu bedenken. Eine gerechte Ordnung ist dann gut, wenn sie selbstregulierend, widerstandsfähig, auf Win-Win-Konstellationen bedacht und nachhaltig ist. Heute schließen Juristen Lücken in der bedingt konsistenten Rechtsprechung operativ. Dazu arbeiten sie recherchierend, forschend, oft deutend und stellenweise durchaus kreativ. Die heutigen Anwälte werden wohl noch eine Zeit lang so weitermachen können. Aber ob man heute Jura studieren soll, um als Anwalt in 10 Jahren noch Geld zu verdienen, wage ich zu bezweifeln.

Aus meiner Sicht erübrigen sich in den nächsten Jahrzehnten alle Berufsbilder, deren Aufgabenkomplexe einerseits stark fokussiert sind, sodass man sich spezialisieren muss, und andererseits auch stark standardisiert sind, sodass die Individualität des jeweiligen Spezialisten prinzipiell keine Rolle spielt. Zuerst gilt das jedoch für jene Berufe, die aus einfacheren Routinetätigkeiten bestehen – wie bei Sachbearbeitern, den Fließbandarbeitern der postindustriellen Gesellschaft. Eine Rolle spielt dabei auch, wie sicherheitsrelevant diese Tätigkeiten sind – man will ja keine Unfälle, die auf „menschliches Versagen“ zurückzuführen sind, und sowieso eine Zumutung für Menschen darstellen.

Die Zukunft braucht mehr Win-Win-Situationen

Wenn wir das Konzept „Wissen“ von „Faktenwissen“ befreien, es etwa durch  Orientierungsgewissheit (der Zusammenhänge) upgraden und die Fähigkeit voraussetzen, an Fakten durch Recherche zu kommen, schrumpft die Zahl der in diesem Sinn qualifizierten Wissensarbeiter. Das gilt umso mehr, wenn wir empathisches Servicebewusstsein bei allen Beratungsberufen voraussetzen. Nicht dass das Faktenwissen schadet, nur kommen Kunden mittlerweile auch durch eigene Recherche daran. Und wenn ich zum Anwalt mit eigener Lösung komme, und er nur den Brief verfasst, damit es „böse“ aussieht, oder ich das Schreiben selbst verfassen darf, reicht das nicht mehr aus. Insiderwissen (der Anwalt kennt die Entscheidungspräferenzen des Richters) gibt einen Vorsprung, aber gilt nicht als Kernkompetenz. Aber ein guter Win-Win-Ausgleich unter Beachtung relevanter Faktoren wäre eine Kompetenz, die mit systemischem Denken und Kreativität einhergeht. Die systemisch denkenden kreativen Qualifizierten bleiben länger in ihren Berufen sicher. Jedoch spätestens wenn sich Systeme mit KI konsolidieren, bleibt kaum Notwendigkeit für menschliches Ermessen. Dann erübrigen sich viele Beratungsleistungen.

Die wichtigsten Qualifikationen der Zukunft: Systemisches Denken und Kreativität

Die wirklich sapienten Kompetenzen, die nicht nur menschlich bleiben, sondern erst überhaupt als solche erkannt und aufgewertet werden, sind meines Erachtens nur zwei. Aber sie machen jeden, der darin eine Fertigkeit erlangt, zu einem unersetzbaren Meister, dessen Individualität für die anderen vorbildhaft sein wird. Diese Kompetenzen sind erstens systemisches Denken und zweitens Kreativität. Diese beiden Kompetenzen sind ohne Erfahrung oft wertlos, lassen sich also nur durch individuelle (Lebens-)Erfahrung veredeln. Dabei steht das erfahrungsveredelte systemische Denken für Weisheit, gerichtet auf die Potenzialität der Welt.  Gleichzeitig steht Kreativität – als eine vitale Kompetenz – für die Aktualität. Sicherlich bleiben noch weitere Skills relevant, zum Beispiel Zielorientierung – für die Macher. Deshalb spreche ich im wirtschaftlichen Zusammenhang über strategisches Denken.

Systemisches Denken ist dabei immer Win-Win-Denken. Da nicht nach einem Schuldigen gesucht wird, können die Spielregeln im Sinn aller Beteiligten angepasst werden. Dann gibt es auch keine Verlierer mehr, denn jede Seite denkt um, macht kleine Abstriche – und das System verbessert sich für alle. Weil die systemisch Denkenden nicht polarisieren, kommen Medien ohne Sensationen, Schreckensmeldungen und Schimpfereien aus, und der Diskurs ohne Tauziehen und Eitelkeiten.

Bemerkenswert an dieser Stelle ist: die meisten Persönlichkeiten, die in der Menschheitsgeschichte eine herausragende konstruktive Leistung erbracht haben – all die großen Forscher, Erfinder, Künstler oder Philosophen – wirkten aus einer meistens intuitiven, aber überwiegend intakten Verbindung dieser beiden Kompetenzen heraus.

Digitale Wirtschaft ist Big-Data-Wirtschaft. Aber die Daten müssen einen kybernetischen Wert haben.

Intelligente Welt: Was bedeutet dies für wirtschaftliche Betriebe und Organisationen? Wie ändert sich die Struktur und Hierarchie von Arbeit?

Dr. Tsvasman:  Ich habe den Eindruck, digitale Wirtschaft wird hierzulande verkürzt gedacht – meistens auf elektronische Dienste reduziert. Viele Wirtschaftsautoren denken allzu gerne in schlichten Analogien, indem sie zu oft auf die Errungenschaften der alten Industrie zurückblicken. Deswegen muss ich auch hier kurz ausholen.

Digitale Wirtschaft ist Big-Data-Wirtschaft. Ihre Ressourcen sind Daten und eine bestimmte Form von menschlicher Aufmerksamkeit. Dabei stammen die meisten Daten aktuell aus der spezifisch menschlichen Komplexitätsreduktion, die gerne Zustände vor Zusammenhängen stellt, mit Ursachen-Wirkungen operiert und zirkuläre Komplexität in lineare Prozessen übersetzt. Dies passiert nicht zuletzt dem naiv-realistischen Weltbild von Arbeitnehmern und dem bequem typologisierten Menschenbild wichtigtuender Chefs zuliebe. Damit Big-Data-Wirtschaft funktionieren kann, reicht eine digitale Abbildung der vereinfachten Wirklichkeit nicht aus, zu welcher das kurzfristige Erfolgsdenken leider genauso dazu gehört wie die Ausschau nach den Schuldigen. Damit die neue Wirtschaft nachhaltig eine widerstandsfähige Welt in einem gangbaren Gleichgewicht mit der Natur verwirklicht, müssen Zusammenhänge und Wechselwirkungen erkannt werden. Das systemisch-kybernetische Denken richtet unsere Aufmerksamkeit weg von der Erforschung von Ursachen und hin zu Mustern des Gleichgewichts. Unsere Welt braucht Daten, die einen kybernetischen Wert haben. Nur solche Daten werden zur neuen wirtschaftlichen Ressource, womit die komplexere Wirklichkeit auch realer werden darf.

In der heutigen Arbeitswelt steckt viel Bequemlichkeit

Wir müssen die Arbeit wieder als das sehen, was sie ist – Notwendigkeit. Die alten antiken Kulturen haben Sklaverei höchstwahrscheinlich nicht aus Spaß, sondern mehr oder weniger als „wirtschaftliche Notwendigkeit“ betrieben. Denn sie haben nichts Besseres gefunden, um eine extensive Wirtschaft im großen Stil zu betreiben, die die ausschweifende Lebensweise ihrer Herrscherfamilien ermöglichte.

Viele Arbeitnehmer glauben, die Arbeit wäre ein Segen. Und das meistens nicht mal aus Not oder Angst, und auch nicht, weil sie in begehrten Positionen sind oder besonders nette KollegInnen haben. Der Grund ist meistens die bequeme Gewohnheit, in vereinfachten Kategorien zu denken. Viele glauben tatsächlich daran, dass Lösungen nur dann möglich sind, wenn Aufgaben von Vorgesetzten kommen und die Methoden oder Werkzeuge zur Verfügung gestellt werden. Oder es ist nur die Gewohnheit, Verantwortung zu verlagern. Diese Trägheit ist allerdings nicht „natürlich menschlich“, sie ist anerzogen. Mit viel Aufwand übrigens. Dabei müssen wir wieder anfangen, an Inspiration, Bestimmung, Berufung, Kreativität, Neugierde, Fantasie und Erfindergeist zu glauben – egal in welcher Rangordnung. Denn diese sind wirklich menschlich, wenn es um freie Menschen geht, die ihrer Potenzialität bewusst sind.

Unternehmen und Personaler brauchen neue Strategien

Auch für traditionsreiche Unternehmen bedeutet dies, dass sie nicht zwingend überleben werden. Mit Aufwand für die Lobbyarbeit und der bewährten Taktik, Fakten zu schaffen, werden sie die Entwicklung kurz bremsen können, bis die alte Garde in die Rente geht. Ansonsten müssen Unternehmen ihre Philosophien  justieren. Wer innovative Konzepte erkennt und Start-ups zu Verbündeten macht, handelt zeitgemäß. Denn die magische Formel ist die digitale Wertschöpfung mit KI oder Digitale Transformation. Sie geht allerdings nur mit der Erneuerung der Bildung auf, damit systemisches Denken und Kreativität sich zu Kernkompetenzen entwickeln.

Für die kleinen und mittelständischen Betriebe heißt das aber, nicht nur Prozessoptimierung oder Anwendung agiler Methoden voranzutreiben, sondern die Augen zu öffnen und nach Inspirationen und Vorbildern zu suchen. Die NGOs und große Organisationen müssten ihre Rolle auch überdenken, denn eine soziokratische Gesellschaftsordnung ist keine Alternative für die Demokratie. Nicht zuletzt würde ich auf Home-Office, Vertrauen in die Eigenverantwortung der Mitarbeiter samt der entsprechenden Personal-Präferenzen und flache Hierarchien setzen , und überhaupt: mehr konzeptuelle Wertschöpfung betreiben. Personaler sollen nicht mehr standardisierte oder idealtypische Kompetenzprofile passiv (als Köder oder Magneten) aufstellen, sondern reale Menschen mit einmaligen Biografien und Potenzialen aktiv fokussieren. Das trifft fast auf jeden zu und meint eine ganz neue Strategie.

Vereinfachung ist ressourcenintensiv

Intelligente Welt: Wie kann sich jemand, der heute studiert oder vor einer Berufswahl steht, auf diese Zukunft vorbereiten?

Dr. Tsvasman: Auch jetzt schon – längst bevor eine nennenswerte KI-Infrastruktur entstanden ist, gibt es keine aufgabensicheren Berufsbilder mehr. Das liegt an Entwicklungen, die etwa mit dem Konzept „VUCA-Welt“ beschrieben werden in Anlehnung an Bennis und Nanus aus 1987: VUCA steht für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity. Dabei meint Volatilität die Schwankungsintensität über den zeitlichen Verlauf und Unsicherheit bedeutet die Unvorhersagbarkeit von Ereignissen. Komplexität habe ich bereits oft erwähnt – je mehr Interdependenzen ein System ausmachen, desto komplexer ist es. Und die Mehrdeutigkeit eines relevanten Zusammenhangs wird mit dem Begriff Ambiguität beschrieben.

Auch früher war die Welt nicht trivial. Nur vermochte die Gesellschaft ihren aufwändig konditionierten Mitgliedern einfache Wahrheiten vorzugaukeln. Das würden die meisten Entscheidungsträger der Welt immer noch gerne tun – nur der Aufwand wäre höher, während die biologischen Ressourcen knapper werden. Mit diesen Ressourcen meine ich nicht nur etwa die fossilen Brennstoffe, sondern zum Beispiel auch die Belastbarkeitsgrenzen der psychisch-physischen Gesundheit. Also: Vereinfachung ist so ressourcenintensiv, dass wir uns diese nicht mehr leisten können. Für die Bildungspräferenzen heißt das, aus einseitiger Berufsausbildung soll lebenslange Bildung werden. Und das ist gut so.

Ein zukunftssicheres Bildungssystem braucht größere Ziele

Seitdem ich an Hochschulen lehren darf, versuche ich es, didaktische Innovation zu betreiben, indem ich die uns vom akademischen Prinzip aus eingeräumter Freiheit der Lehre und meine individuelle Überzeugungskunst dafür nutze, um das systemische Denken und die Kreativität in den Lernprozess „einzuschleusen“. Dabei darf ich die wenigen einem freiberuflichen Dozenten zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen. Meistens gelingt es mir, bei einzelnen Studierenden ein Umdenken zu initiieren. Aber das ist keine systemische Leistung, denn ihre Motivation ist persönlich und in meinem Fall überwiegend selbstlos: Die Anerkennung von Studierenden tut gut, und die Arbeit macht Spaß, aber das reicht nicht, um die Mehrheit von Studierenden für die VUCA-Welt vorzubereiten. Die Freiheit der Lehre bietet nach wie vor die oft unzureichend genützten Chancen dafür, dass sich Solodozierende wie ich und einzelne Hochschulen zukunftsbewusst profilieren. Doch das zukunftssichere Bildungssystem wäre viel mehr.

Systemisches Denken setzt neben kybernetischen, systemtheoretischen und konstruktivistischen Grundlagen noch mindestens den entsprechenden Mindset voraus. Und Kreativität geht ohne Selbstkompetenz oder Reflexionsfähigkeit nicht auf. Beide sind für mich übergreifende Skills, die auf die KI-Zukunft vorbereiten. Die aktuellen Mindsets wie Design-Thinking oder von uns in der gleichnamigen Publikation begründetes „AI-Thinking“ (2019) arbeiten mit bereits heute gangbaren Konzepten und Modellen. Aber ihr Potenzial werden auch sie nur auf einer breiten Basis von systemischen Denkern entfalten können. Also bestenfalls in der nächsten Generation.

Ich möchte dabei auch noch betonen, dass diejenigen, die sich heute beruflich für eine ungewisse Zukunft vorbereiten müssen, auch den Einfluss darauf haben, dass die neue Wirtschaft gerecht und die aufkommenden KI-Infrastrukturen nicht durch Besitzdenken und unlautere, dubiose oder fragwürdige Algorithmen nachhaltig verzerrt werden. Vielmehr sollen und müssen sie der menschlichen Potenzialität dienen. Dazu müssen etwa mit Grundeinkommen oder anderen Modellen sichere Lebensgrundlagen für menschliche Lebensleistungen jenseits der Routinearbeit geschaffen werden. Denn die letztere wird an KI abgegeben werden.

 

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