Mobile Basisstationen stellen im Katastrophengebiet schnell wieder Mobilfunkversorgung sicher.

Flutkatastrophe: Not-Mobilfunk aus mobilen Basisstationen

Nur wenige Tage nach den verheerenden Meldungen aus dem Ahrtal, der Eiffel und anderen betroffenen Regionen der Flutkatastrophe, meldeten Telekom, Vodafone und O2, dass sich ihre Noteinsatz-Mitarbeiter auf den Weg gemacht haben. Dabei hatten sie mobile Basisstationen. Ihr Ziel: Schnellstmöglich die Mobilfunknetze vor Ort wieder aufbauen, damit Rettungskräfte wie auch Betroffene wieder kommunizieren können.

Aufmacherbild: Deutsche Telekom

Die Wassermassen der schrecklichen Flutkatastrophe vom Juli 2021 haben nicht nur private und öffentliche Gebäude schwer beschädigt und zum Teil schlicht weggespült. Auch Strom- und Telekommunikationsleitungen, Trafohäuschen und Mobilfunk-Basisstationen wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Konsequenz spürten Betroffene, aber auch die schnell angerückten Nothelfer sofort: Weder Festnetz noch Mobilfunk waren vor Ort verfügbar. Weder Telefon noch E-Mail oder Messaging funktionierten. Wer die Katastrophe wenigstens ohne Schäden an Leib und Leben überstanden hatte, konnte dies Verwandten und Freunden oft gar nicht mitteilen.

Mobilfunkbasisstationen aus dem Lkw-Anhänger oder -Aufleger

Die Telekommunikationsunternehmen reagierten umgehend: Ihre Not-Einsatzgruppen rückten binnen weniger Stunden an, um die Kommunikations-Infrastruktur vor Ort wiederherzustellen. Und sei es auch zunächst nur provisorisch. Dabei kam den Anbietern Technik zu Hilfe, die sie eigentlich für Großveranstaltungen wie Festivals, Volksfest oder Messen vorhalten: mobile Mobilfunkbasisstationen.

Auf Twitter informierte die Deutsche Telekom über ihre Maßnahmen im Katastrophengebiet.
Auf Twitter informierte die Deutsche Telekom über ihre Maßnahmen im Katastrophengebiet.
Telefónica Deutschland, der Anbieter des O2-Netzes, ist ebenso in der Notfallhilfe vor Ort aktiv.
Telefónica Deutschland, der Anbieter des O2-Netzes, ist ebenso in der Notfallhilfe vor Ort aktiv.
Auch Vodafone informierte die Öffentlichkeit via Twitter über die Details ihrer Hilfmaßnahmen.
Auch Vodafone informierte die Öffentlichkeit via Twitter über die Details ihrer Hilfmaßnahmen.

Bei mobilen Basisstationen handelt es sich um komplette Funkanlagen, wie sie normalerweise in Gebäuden oder neben Funktürmen installiert sind. In der Fachsprache werden solche Mobilfunk-Basen „e-Node B“ genannt. Nur dass die mobilen Versionen von ihnen auf Lastwagen montiert oder als Anhänger für den Transport durch Zugfahrzeuge ausgelegt sind. Dabei wiegt so eine mobile Basisstation mehrere Tonnen.

Die komplette Sende-, Empfangs- und Vermittlungs-Technik, die normalerweise fest in Gebäuden installiert ist, findet in diesen speziellen Mobil-Basisstationen Platz. Je nach Einsatzszenario lässt sich ein Funkturm aus der Mobil-Einheit ausklappen oder daneben aufstellen.

Wo ein Mobilfunkturm ad hoc benötigt wird, lässt er sich von speziellen Lkw bereitstellen und aufklappen.
Wo ein Mobilfunkturm ad hoc benötigt wird, lässt er sich von speziellen Lkw bereitstellen und aufklappen. Bild: Deutsche Telekom

Mobile Basisstationen: Mehrere Optionen für Stromversorgung und Netzanbindung

Damit diese mobilen Varianten von Mobilfunk-Basen uneingeschränkt funktionieren können, gilt es jedoch, vor allem zwei Herausforderungen zu lösen: Die Energieversorgung und die Anbindung ans Netz – also die Zu- und Ableitung von Sprach- und Datenpaketen. Für beides gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.

Steht keine andere Option zur Verfügung, sorgen Dieselgeneratoren für die Stromversorgung.
Steht keine andere Option zur Verfügung, sorgen Dieselgeneratoren für die Stromversorgung. Bild: Telefónica Deutschland

Steht am Einsatzort eine ausreichend belastbare 400-Volt-Versorgung zur Verfügung, lässt sich die Mobileinheit daran anschließen. Dies ist vor allem im „normalen“ Veranstaltungs und Messe-Einsatz in der Regel möglich – im Katastrophenfall hingegen nicht unbedingt. In diesem Fall können beispielsweise auch neben der Mobileinheit betriebene Diesel-Generatoren die Stromversorgung sicherstellen.

Auch die Anbindung ans Kernnetz des Mobilfunkbetreibers kann auf vor Ort verfügbare Infrastruktur zurückgreifen. Zum Beispiel einen möglichst leistungsfähigen Internet-Anschluss. Ideal ist es, wenn sich beispielsweise eine Kabelverbindung zu einer lokalen Vermittlungsstelle, einem Kabelverzweiger oder „Outdoor-DSLAM“ (einem örtlichen DSL-Anschluss-Multiplexer) herstellen lässt. Denn dann kann die Verbindung zum Kernnetz etwa via Glasfaserleitung mit Bandbreiten von mehreren Gigabit/Sekunde erfolgen. Zur Not lässt sich aber auch ein einzelner Internet-Endkundenanschluss nutzen. Wobei dessen Kapazität angesichts der Nutzung durch einige hundert Teilnehmer dann schnell in die Knie gehen dürfte.

Steht keine andere Option zur Verfügung, sorgen Dieselgeneratoren für die Stromversorgung.
Der Fuhrpark an mobilen Basisstationen ist eigentlich für Großveranstaltungen gedacht – doch er bewährt sich auch in Katastrophen-Szenarien. Bild: Vodafone Deutschland

Alternativ kann die Anbindung auch per Richtfunk erfolgen. Dann stellt die mobile Basisstation über eine Punkt-zu-Punkt-Funkverbindung Kontakt zu einer weiter entfernten, aber in der Sichtlinie liegenden, noch funktionierenden festen Basisstation her. Auch eine Richtfunk-Weiterleitung per über mehrere mobile Basisstationen als „Zwischen-Knoten“ ist möglich.

Zur Not läuft ein Mobilfunknetz auch ein einem Rucksack

Speziell für Katastrophenszenarien gibt es neben den tonnenschweren Lkw-Anhängern oder -Aufbauten auch noch wesentlich kompaktere Systeme: Zur Not lässt sich die komplette Vermittlungstechnik sogar in einem Rucksack unterbringen. Solche Rucksack-Systeme wiegen nur 5 bis 10 Kilogramm. Auch sie lassen sich entweder an eine vor Ort verfügbare Stromversorgung anschließen. Dann genügt eine normale Haushaltssteckdose, die nur mit wenigen hundert Watt belastbar sein muss. Oder es kommen mobile Akkupacks zum Einsatz, die jeweils einige Stunden Netzversorgung ermöglichen und sich im laufenden Betrieb leicht wechseln lassen.

Zur Ad-hoc-Bereitstellung einer Funkzelle vor Ort passt die komplette Technik einer Basisstation auch in einen Rucksack.
Zur Ad-hoc-Bereitstellung einer Funkzelle vor Ort passt die komplette Technik einer Basisstation wenn nötig auch in einen Rucksack. Bild: Nokia

Solche Rucksack-Systeme sind allerdings meist gar nicht auf die Anbindung ans übergreifende Netz eines Anbieters ausgelegt. Sie dienen vielmehr als Netzinseln, die es den Einsatzkräften ermöglichen sollen, untereinander per Mobilfunk zu kommunizieren. Deshalb lassen sich diese Systeme auch so konfigurieren, dass das Ad-hoc-Netz nur mit speziellen, allein den Nothelfern zur Verfügung stehenden SIM-Karten vollständig genutzt werden kann. Wählt etwa ein Hilfsbedürftiger die Notrufnummer 112, leitet das System diesen Notruf an einen vorher festgelegten Rettungs-Mitarbeiter weiter.

Netzversorgung schnellstmöglich wieder herstellen

Um die Mobilfunkversorgung schnellmöglich wieder herzustellen, haben die Netzbetreiber im Überschwemmungsgebiet jedoch überwiegend auf mobile Basisstationen in Lkw-Anhängern und -Auflegern gesetzt. Parallel zum Not-Betrieb wurden, wo immer möglich, beschädigte Infrastruktur-Elemente repariert oder wieder aufgebaut.  Zusätzlich haben Telekom, Vodafone und O2 weitere Maßnahmen vor Ort getroffen, damit Betroffene schnellstmöglich wieder kommunizieren konnten: So haben die Firmen etwa Powerbanks, Ladekabel und Leih-Smartphones verteilt. Bestehende Volumenbeschränkungen ihrer Mobilfunktarife wurden ausgesetzt oder großzügig erweitert.

Und auch, wenn dies aktuell wohl eine der geringeren Sorgen der Katastrophen-Geschädigten sein dürfte: Aus Branchenkreisen ist auch zu hören, dass der Neuaufbau noch zu einem überraschenden Nebeneffekt führte: In den betroffenen Gebieten wurde quasi nebenbei der eine oder andere „weiße Fleck“ (also bislang nicht oder nicht ausreichend versorgte Areale) geschlossen wurde.

Bis zur vollständigen Wiederherstellung der fest installierten Mobilfunk-Infrastruktur bleiben die mobilen Basisstationen vor Ort.
Bis zur vollständigen Wiederherstellung der fest installierten Mobilfunk-Infrastruktur bleiben die mobilen Basisstationen vor Ort. (Bild: Deutsche Telekom)

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