Auf der Navigationskonferenz 2015, die Mitte September letzten Jahres in Stuttgart stattfand, trafen sich Experten aus Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung und Wissenschaft, um über die jüngsten Entwicklungen in Navigations-Technologie und -Markt zu diskutieren. Mit zum Programm zählten Workshops, in denen sich die Teilnehmer intensiv mit gezielten Fragen und Problemstellungen befasst haben. Wir haben mit den Moderatoren und Leitern der Workshops im Anschluss über die dort erarbeiteten Ergebnisse gesprochen.
Workshop Nummer Eins befasste sich mit dem Thema „Mehrwert durch Verknüpfung: Navigationstechnologie und Geoinformationen“. Wir sprachen mit dem Moderator des Workshops: Prof. Dr. Gerd Buziek vom Deutschen Dachverband für Geoinformation, sowie Unternehmenssprecher der ESRI Deutschland Group.
Neben der Aktualität ist die Qualität von Daten entscheidend
Er berichtete, dass sich Daten aus der öffentlichen Hand und von privaten Anbietern im Idealfall ergänzen. Aus Informationen von Bezahldiensten, über Points of Interest, Geo-Basisinformationen, Satellitendaten und anderen Quellen entstehen dann Anwendungen beziehungsweise Apps. Auch die viel diskutierten „Plattformen“ seien dabei nur Technologieinstrumente – allerdings betrieben von großen Playern à la Google, die ihre eigenen Geschäftsmodelle und Interessen verfolgen.
Bei aller Komplexität der vernetzten Daten sei aber wichtig im Blick zu behalten, dass letztlich nur der daraus generierte Nutzen verkauft werden könne. Um ihn zu garantieren ist allerdings eine Qualitätsicherung unabdingbar. Daten müssen aktuell sein – etwa bei Informationen über Baustellen oder ähnliche Änderungen. Ebenso wichtig ist aber ihre Zuverlässigkeit – trifft diese Information wirklich zu? Dazu brauchen Daten standardisierte Qualitätsmerkmale, die ihre Aktualität und Zuverlässigkeit beschreiben.
Eine weitere Forderung der Workshopteilnehmer auf der Navigationskonferenz: Die Kosten für die Bereitstellung von Daten von Seiten der öffentlichen Hand müssten flexibler werden und sich an die Geschäftsmodelle der Nutzer, also App- und Dienste-Anbieter, anpassen. Außerdem wies Prof. Buziek darauf hin, dass die Gesetzgebung zum Datenschutz noch nicht auf die aktuellen Anforderungen ausgelegt ist. Sie müsse daher dringend aktualisiert werden.
Das gesamte, achteinhalbminütige Gespräch mit Prof. Buziek steht hier als Audio-Interview mit Bildimpressionen aus dem Workshop bereit:
Das Zusammenspiel der Verkehrsmittel bietet noch Verbesserungspotenzial
Workshop Nummer Zwei auf der Navigationskonferenz 2015 trug den Titel „Die Mobilität der Zukunft beginnt jetzt“ und beschäftigte sich vor allem mit intermodalen Verkehrskonzepten und den Voraussetzungen dafür. Wir sprachen mit dem Moderator des Workshops: Prof. Dr. Rolf-Jürgen Ahlers, vom Forum Luft- und Raumfahrt Baden-Württemberg.
Er formulierte als Ergebnis seines Workshops: Mobilität ist ein Gesamtkonzept, muss aber weiterentwickelt werden. Gemeint ist damit, dass Mobilitäts- und Verkehrskonzepte zunehmend auf der Kombination verschiedener Verkehrsmittel basieren. Diese greifen zunehmend ineinander, das Zusammenspiel biete aber noch Potenzial für Verbesserungen.
Dazu setzen die Betreiber von Verkehrsmitteln, Autohersteller, App-Anbieter und andere Instanzen der IT-Industrie auf Partnerschaften und Kooperationen. Dies schließe auch Branchengrößen wie Google und Apple mit ein, wobei hier immer genau verhandelt werden müsse, wie die Zusammenarbeit genau aussehen soll. Noch viel zu tun sei zudem bei der Angleichung von Softwaresystemen und Standards sowie im Bereich Sicherheit.
Prof. Ahlers stellte auch in dem von ihm geleiteten Workshop fest, dass junge Leute in Sachen Mobilität anders ticken als die ältere Generation. Aus einem größeren Bewusstsein für Umweltschutz und Energieeffizienz entstehe eine höhere Bereitschaft, auf nutzungsorientierte Verkehrskonzepte wie Carsharing zu setzen. Ebenso sensibel wie ihre Eltern seien junge Menschen aber in Sachen Datenschutz.
Abschließend wurde im Workshop Zwei auch über autonomes Fahren diskutiert. Hier war die Einschätzung der Teilnehmer, dass vollautonome Verkehrsmittel eher im Bereich öffentlicher Transportsysteme zu erwarten seien als in Form komplett selbst fahrender Autos ohne Lenkrad.
Das komplette Gespräch mit Prof. Ahlers dauert achteinhalb Minuten und steht hier als Audio-Interview mit Diashow zur Verfügung: