Seit er Mitte Mai auf der Beijing International High-Tech Expo vorgestellt wurde, findet der Transit Elevated Bus des chinesischen Designers Youzhou Song viel Aufmerksamkeit sowohl in Social-Media-Kanälen als auch in klassischen Medien. Was steckt genau dahinter? Und ist das Konzept genial oder vielleicht doch nicht ganz zu Ende gedacht?
Zum ersten Mal hat die Firma Shenzhen Huashi Future Parking Equipment das Konzept des „Transit Elevated Bus“ oder kurz TEB schon 2010 vorgestellt. Damals verlor die Öffentlichkeit nach einem kurzen Hype allerdings schnell wieder das Interesse – und das Unternehmen des chinesischen Designers Youzhou Song widmete sich offensichtlich anderen Projekten.
Zur High-Tech-Messe Beijing International High-Tech Expo, die Mitte Mai 2016 in Peking stattfand, wurde das Konzept jetzt offenbar wiederbelebt – und bei dieser Gelegenheit sowohl mit einer schicken Computeranimation visualisiert als auch als verkleinertes Modell auf dem dortigen Messestand präsentiert:
Die Idee: das Transportsystem – ein Mittelding aus Magnetschwebebahn und Schienenbus – würde über zwei Fahrspuren schweben und könnte sich so unabhängig von Staus fortbewegen und wertvollen Verkehrsraum sparen.
Laut Konzept soll das Fahrzeug bis zu 1200 Passagiere aufnehmen und sich mit bis zu 50 km/h fortbewegen. Gegenüber alternativen Lösungen wie Magnetschwebebahnen oder U-Bahnen soll das System laut Youzhou Song nur ein Fünftel der Kosten verursachen.
Einige Details zum Transit Elevated Bus bleiben unklar
Das Konzept lässt offen, ob die Bahn durch mindestens eine oder eventuell auch zwei Führungsschienen auf ihrer Spur gehalten wird, oder ob dies teilweise auch allein durch Straßenmarkierungen erfolgen soll. In jedem Fall hat die Konstruktion einige Konsequenzen, die bei der Streckenführung berücksichtigt werden müssten. So würde zumindest die in der Visualisierung gewählte Größe und Form des Transit Elevated Bus dazu führen, dass sein Liniennetz nur mit sehr großen Kurvenradien realisiert werden könnte.
Das größte Problem ist aber: Wie geht das System mit Querverkehr und Abbiegern unter den Autofahrern um? Würden die Schienen so weit angehoben, dass sie abbiegende und querende Straßen-Fahrspuren erlauben würden, die den Transit Elevated Bus nicht zum Halten zwingen würden, würde dies die nötige Infrastruktur wohl erheblich verteuern. Wird dies nicht vorgesehen, wären Unfälle durch unaufmerksame Autofahrer wohl kaum zu vermeiden – zumal auch noch nicht erforscht ist, wie sehr die Fahrer erschrecken, wenn sie unerwartet von einem ziemlich großen, bis zu 50 km/h schnellen Objekt „überfahren“ würden.
Ob das Konzept in absehbarer Zeit tatsächlich realisiert wird, ist denn auch noch offen. Shenzhen Huashi Future Parking kündigte an, nun einen Prototypen bauen und in der Kleinstadt Quinhuangdao erproben zu wollen. Mit näheren Angaben zur Finanzierung und möglichen Lösungen für die oben skizzierten Probleme hält sich das Unternehmen allerdings zurück. Schon 2010 war die Rede davon, dass ein Feldversuch für das System in Peking starten sollte – bevor das Konzept anschließend wieder in der Versenkung verschwand. Aber vielleicht überrascht Youzhou Song die Welt diesmal damit, dass er die letzten fünf Jahre zur konzeptionellen, technischen und wirtschaftlichen Perfektionierung seiner Idee genutzt hat. Spannend bleibt das Konzept allemal.