Aufmacherbild: (C) Farm & Food 4.0 / Andreas Henn
Wirtschaftliches Wachstum im Einklang mit Nachhaltigkeit, Gesundheits- und Umweltschutz funktioniert kaum ohne die Digitalisierung der Landwirtschaft. Nicht nur die Big Player im Online-Markt investieren Millionen in die Art und Weise, wie Lebensmittel produziert, verkauft und konsumiert werden – auch landwirtschaftliche Betriebe sind Teil der grundlegenden Veränderung in der Branche. Unterstützt wird sie von Forschungseinrichtungen, die an neuen Innovationen arbeiten. Dabei tragen auch spezielle Thinktanks dazu bei, die Weichen für die Zukunft zu stellen.
„Mit der Digitalisierung von Produktions- und Lebensprozessen werden in den nächsten Jahren neue Tore der Innovation aufgestoßen, ja, neue Horizonte der menschlichen Entwicklung erreicht.“ (Kongress „Farm & Food 4.0” in Berlin)
Das ist eines der Ergebnisse des Kongresses „Farm & Food 4.0“, der Ende Januar 2017 im Berliner Congress Centrum stattgefunden hat. Mehr als 500 Landwirte, Agrar- und Lebensmitteltechniker, Groß- und Einzelhändler, Produktentwickler und Qualitätssicherer diskutierten über Zukunftstrends der Agrarbranche und Lebensmittelindustrie – über Smart Farming, Automatisierung und Nachhaltigkeit. Das Hauptziel der digitalen Entwicklung ist ein durchgreifender Produktivitätsfortschritt, um die Weltbevölkerung langfristig ernähren zu können.
Europaweit führend als Thinktank für Agrar und Food
Der Kongress, der vom Deutschen Bauernverband (DBV), dem Bundesverband der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und Medienunternehmen der Branche gemeinsam veranstaltet wird, gilt als führend in Europa in Bezug auf die Digitalisierung im Agrar- und Food-Bereich. Beispielhaft steht er für die Bündelung und den Austausch von Expertenwissen, um den wirtschaftlichen und politischen Entscheidern die richtigen Impulse zu geben.
Interessierte finden zahlreiche Video-Mitschnitte im Bereich „Impressionen“, zum Beispiel einen gut 40 Minuten langen Mitschnitt der Podiumsdiskussion „Die Rolle von Big Data für Herkunftssicherung und Verbraucherinformation“.
Das Internet der Dinge ist den meisten ein Begriff – aber „Internet of Food“?
So heißt ein Projekt eines Konsortiums von 71 Partnern, die sich zu einem Thinktank zusammengeschlossen haben, um das Thema „Landwirtschaft 4.0“ voranzutreiben. Die genaue Bezeichnung: „Internet of Food & Farm 2020“ (IoF2020). Es soll untersuchen, wie das Internet of Things (IoT) in den europäischen Agrarsektor eingeführt werden kann. Das Ziel ist nichts weniger als ein Paradigmenwechsel in der gesamten Lebensmittelproduktionskette. Die Zielsetzung: mehr Nachhaltigkeit und Produktivität, und zwar durch digitale Vernetzung aller Akteure im Agrarsektor in der Europäischen Union.
Next Generation Food: Treiber für die Zukunft der Gesellschaft
Wie können die neuen Technologien genutzt werden, um gesunde, sichere und ausreichend Nahrung für alle zu garantieren? Diese Frage stellt auch der Berliner Thinktank „Next Generation Food“, der auf Einladung von Fachmedien und Beratungsfirmen Entscheider und Gründer mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik zusammenbringt. Er findet im Rahmen der „Berlin Food Week“ statt, die sich mit Vorträgen von 40 Referenten den neuesten Trends widmet.
Fachmedien sehen den Thinktank als Bestandsaufnahme der „Next big things“ im Food-Segment, etwa Instore-Farming (Mini-Nahrungsmittelproduktion im Supermarkt) oder Rooftop-Farming (städtische Nahrungsmittelproduktion). Immerhin wird der weltweite Food-Markt auf „schlappe“ 4600 Milliarden Dollar geschätzt. Die Bedeutung des Thinktanks erläutert Trendforscher Max Thinius: „Auf der letzten Next Generation Food waren wieder die wesentlichen Treiber der Gesellschaft versammelt. Das ist inzwischen weit mehr als ein Klassentreffen. Was hier besprochen wird, ist bahnbrechend.“
Thinktank zur digitalen Landwirtschaft mit „jungen Köpfen“
Ebenfalls im vergangenen Jahr fand ein Kick-Off-Workshop zur Entstehung eines neuen Thinktanks statt: In der Hertie School of Governance in Berlin versammelten sich gut 50 Wissenschaftler, Studierende und Young Professionals, um „Thought for Food“ zu gründen – veranstaltet von NAHhaft e.V., einer gemeinnützigen Organisation für zukunftsfähige Ernährungsstrategien in Städten. Der Thinktank soll junge Wissenschaftler und Praktiker im Bereich nachhaltige Landwirtschaft und Ernährungssysteme inter- und transdisziplinär vernetzen.
„Die verschiedensten Wissenschaftszweige waren vertreten. So kamen schon bei der Kennenlernrunde Soziologen mit Medizinern und Öko-Agrarmanagern ins Gespräch, während Ernährungswissenschaftler mit Volkswirten und Stadt- und Regionalplanern Ideen austauschten.“ (Nahhaft.de)
Durch regelmäßige Thinktank-Treffen sollen Handlungsempfehlungen entstehen, die im Internet der Öffentlichkeit präsentiert und schließlich an politische Entscheider herangetragen werden.
In der Europäischen Union wird intensiv diskutiert
Schon jetzt denken unzählige Experten über die Zeit nach 2020 nach – innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union, in der die Landwirte immer älter werden (nur 8 Prozent sind unter 35 Jahre alt). Die digitale Revolution, etwa durch Precision Farming, könnte die Produktion effizienter und nachhaltiger sowie agrarbezogene Berufszweige attraktiver machen. Das Thema Präzisionslandwirtschaft hat auch die Intelligente Welt bereits vorgestellt.
Thinktank „Farm Europe“ zur Landwirtschaft in der EU
Um langfristige Strategien für den Agrarsektor in den Mitgliedstaaten zu entwickeln, hat sich eigens zum Thema EU-Landwirtschaftsthemen der Thinktank „Farm Europe“ gegründet. Die Denkfabrik mit Sitz in Brüssel will Fragen in den Mittelpunkt stellen aus Bereichen wie Umwelt, Energie und Handel im Allgemeinen und zur Gemeinsamen Agrarpolitik im Speziellen. Mitglieder sind Organisationen, Unternehmen, Universitäten, Medien und Branchenverbände.
Reminder zum Schluss: Save the Dates!
Interessierte sollten sich die Termine im Kalender anstreichen und gegebenenfalls für die Veranstaltungen anmelden: Der 5. Thinktank „Next Generation Food“ findet am 17. Oktober 2017 statt, der nächste Kongress „Farm & Food 4.0“ am 22. Januar 2018 – beide in Berlin.