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Landleben 2.0: Mit den Stärken einer Region die Wertschöpfung steigern

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Die Städte werden immer größer und smarter, aber ländliche Regionen – wo immerhin zwei Drittel der Bevölkerung leben – hinken hinterher? Nicht, wenn engagierte Bürger, Unternehmer und Entscheider an einem Strang ziehen und gemeinsam die lokalen ökonomischen Kompetenzen ausbauen. Denn dass man aus der Not eine Tugend machen kann, beweisen die Forschungsreihe „Smart Rural Areas“ des Fraunhofer-Instituts IESE und zahlreiche Projekte in Deutschland, die die Wertschöpfung in den „smarten“ Regionen steigern.

„Wertschöpfung ist in einer Geldwirtschaft das Ziel produktiver Tätigkeit. Diese transformiert vorhandene Güter in Güter mit höherem Geldwert.“

Sehr nüchtern klingt die Wikipedia-Definition des Schlagworts „Wertschöpfung“ – und zur Vision „Landleben 2.0“ passt sie nur bedingt. Die Forscher beschäftigen sich zwar auch mit ökonomischen Verbesserungen, haben aber vor allem zwei Aspekte im Blick: die allgemeine Steigerung der Lebensqualität sowie die Förderung des regionalen Zusammenhalts und eines Gefühls der Zusammengehörigkeit.

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Wie müssen Entscheider, Unternehmer und Bürger zusammenarbeiten, um eine bessere Wertschöpfung zu erreichen? – Bild: (C) Internet & Gesellschaft Collaboratory e.V.

Der Wunsch der Experten: Bewohner und Akteure vor Ort sollten die Chancen ureigener regionaler Kompetenzen für die Menschen erkennen, gemeinsames Engagement entwickeln und notwendige Veränderungen erzeugen – wobei es keine Abgrenzung zwischen Stadt und Land geben dürfe. Die folgenden Beispiele zeigen, wo dies schon gelungen ist.

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An diesen Orten gibt es kostenlose Lebensmittel im öffentlichen Raum. – Bild: (C) mundraub.org

Mundraub.org: Die kostenlose Online-Plattform bildet auf einer webbasierten Karte die Standorte von Obst, Kräutern und anderen frei verfügbaren Lebensmitteln im öffentlichen Raum ab. Mehr als 30.000 Menschen nutzen die Community, um Fundorte miteinander zu teilen, Erfahrungen und Rezepte auszutauschen. Die Macher wollen damit heimische Obst-Allmenden (gemeinschaftliches Eigentum) fördern und erhalten – und neben der Wiederentdeckung reichhaltiger, aber vergessener Obstschätze kommt es dabei auch gleich zur Vernetzung von Naturliebhabern untereinander.

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Das Netzwerk „Taste of Heimat“ unterstützt die regionale Landwirtschaft bei der Vermarktung ihrer Produkte. – Bild: (C) tasteofheimat.de

TasteofHeimat.de: Über diese Online-Plattform soll ein Kommunikations- und Informations-Netzwerk für Produzenten, Anbieter und Verbraucher regionaler Lebensmittel entstehen, das die regionale Landwirtschaft stärkt, indem sie bei der Vermarktung ihrer Produkte unterstützt wird. Dabei stehen Modelle im Vordergrund, die den Handel umgehen. Über die Suchfunktion können regionale Direktvermarkter, Bauern und Lebensmittel-Manufakturen gefunden werden. Darüber hinaus dienen Workshops, Exkursionen und Kochaktionen als Beispiele für lokale Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit rund um nachhaltige Landwirtschaft.

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Reiseführer für den ländlichen Raum: An diesen Orten gibt es schon Einträge, die die Bewohner selbst geschrieben haben. – Bild: (C) landio.de

Landio.de: Das Portal versucht das Thema „Reiseführer“ neu anzugehen. Es konzentriert sich gezielt auf den ländlichen Raum und wird von den Bewohnern selbst geschrieben. Von ihrem „Expertenwissen“ profitieren Reisende, die authentische und aktuelle Tipps für ihren nächsten Ausflug ins Grüne suchen. Dazu können sich lokale Vereine wie Landjugendgruppen, Landfrauenverbände und Heimatvereine registrieren, um ihre Region vorzustellen. Das Engagement wird belohnt: Ein Punktesystem bewertet die Aktivitäten der teilnehmenden Vereine – und diejenigen, die besonders viele Ausflugsziele und Veranstaltungen vorschlagen, erhalten Preisgelder, die für die Vereinsaktivitäten genutzt werden können. Finanziert werden diese Preisgelder wiederum aus kostenpflichtigen Unternehmenseinträgen regionaler Tourismusbetriebe.

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Ein Portal, über das man Bio-Rindfleisch online kaufen und sich direkt nach Hause liefern lassen kann. – Bild: (C) mycow.de

Mycow.de: Wer sich für Bio-Rindfleisch interessiert, kann dieses über die Webseite bestellen und sich per Express nach Hause schicken lassen. Das Fleisch kommt direkt vom Bauern, wird im Zerlegebetrieb professionell abgehangen und geschnitten. Dort wird es in speziellen Isolier-Styroporboxen mit Kühlelementen verpackt und gekühlt. Die Betreiber haben kein Ladengeschäft und arbeiten von Benitz aus – einem kleinen Dorf im Norden Deutschlands. Die Rinder wachsen vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg auf und sind, so das Versprechen, „umgeben von unberührter Natur, Ruhe und sauberer Luft“.

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Über Naturtrip.org kann man themensortierte Ausflugstipps nach bestimmten Vorgaben ganz leicht per Bus und Bahn erreichen. – Bild: (C) naturtrip.org

Naturtrip.org: Über diesen Web-Kartendienst lassen sich Ausflüge und Urlaub ganz leicht ohne Auto planen. Einfach den eigenen Standort eingeben (aktuell allerdings nur in Berlin und Brandenburg), die maximale Fahrtzeit, das gewünschte Fortbewegungsmittel und das bevorzugte Themengebiet – nach einer kurzen Berechnung zeigt das System passende Freizeit-Tipps an, die vom eigenen Standort aus gut zu erreichen sind, sowie die beste Route dorthin.

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Lassen Sie sich für einen Ausflug inspirieren… Bild: (C) ab-ins-gruene.de

Ab-ins-Gruene.de: Hier erhalten alle Ausflugsziele eine individuelle „Spot-Seite“ mit Bild, erklärendem Text, Infos zu Anfahrt, Eintritt und Öffnungszeiten – und bei Aufruf über Smartphone oder Tablet auch mobil optimiert. Das Portal soll jedoch mehr sein als eine Sammlung hunderter Einträge in einer Datenbank. Partner aus Kultur und Natur, Fachautoren, ortskundige Touristiker und begeisterte Ausflügler wirken mit und liefern Hintergrundinformationen in unzähligen Bereichen. Die Informationen werden dabei geschickt verknüpft und räumlich wie thematisch zusammengeführt.

Dies waren nur einige Beispiele, die zeigen, dass Wertschöpfung nicht isoliert im ländlichen oder nur im städtischen Bereich ablaufen muss, sondern wie sich „Brücken zwischen den Lebensräumen“ bauen lassen. Damit stehen sie in einer Reihe mit erfolgreichen Projekten aus anderen Bereichen – in unserer kleinen Reihe zum „Landleben 2.0“ haben wir bereits die Themengebiete Mobilität und Energie, Logistik, Landwirtschaft sowie Medizin und Pflege behandelt.

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