Wie hat sich die Internet-Nutzung durch die Corona-bedingten Lockdowns verändert? Das beantwortet eine internationale Studie.

Der Lockdown-Effekt: Wie Corona die Internet-Nutzung verändert

Eine internationale Studie hat die Auswirkungen von Corona auf das Verkehrsaufkommen im Internet untersucht. Sie zeigt unter anderem: Durch die verschiedenen Lockdowns haben sich die Nutzungszeiten deutlich verändert.

Aufmacherbild: Shutterstock/Andrey Zhuravlev

In ihrer Studie „The Lockdown Effect: Implications of the COVID-10 Pandemic on Internet Traffic“ haben mehrere internationale Wissenschaftler untersucht, wie sich die Lockdowns auf Verkehrsaufkommen und Nutzungszeiten des Internets ausgewirkt haben. Welche Folgen haben Homeoffice, Home Schooling und der Zuwachs bei der Nutzung von Videostreaming und Online-Gaming für den weltweiten Datenverkehr?

Breit gefächerte Gruppe von Wissenschaftlern

An der Studie beteiligt waren Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Informatik, Saarbrücken, der Brandenburgischen Technische Universität Cottbus-Senftenberg BTU, der Universität Carlos III, Madrid, des in Berlin und New Jersey ansässigen Netzwerk-Analyse-Spezialisten BENOCS, des britischen International Cyber Security Institute ICSI, sowie des deutschen Internet-Austauschknotens DE-CIX.

In ihrer Studie haben die Forscher die Veränderungen an verschiedenen Schlüsselstellen analysiert: Bei einem in der Studie nicht namentlich genannten, großen europäischen Internet-Provider mit über 15 Millionen Festnetzkunden. Sowie zwei großen europäischen Internet-Knoten (Internet Exchange Points, IXP) und einem IXP an der Ostküste der USA. Einer der beiden europäischen IXPs war der deutsche DE-CIX in Frankfurt – nach eigenen Angaben der größte Internet-Knoten der Welt.

Bis zu 27 Prozent mehr Internet-Verkehr während der Lockdowns

Zu Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 ist laut der Studie der durchschnittliche Internetverkehr weltweit um 15 bis 30% angestiegen. Beim DE-CIX in Frankfurt wuchs der Peak-Traffic um 27% auf 10,3 Terabit/Sekunde. Gegenüber 2019 ist das Sprung um 2,2 Tbit/s – und damit gleichzeitig die größte Steigerung imJahresvergleich in der Geschichte des DE-CIX.

Gleichzeitig änderten sich die Hauptnutzungszeiten. Während der stärkste Internetverkehr vor Corona zwischen Montag und Freitag in den Abendstunden auftrat, wird das Internet seit März gleichmäßiger über den Tag genutzt. Homeoffice und Bewegungseinschränkungen zeigen klare Auswirkungen.

Der Vergleich des Verkehrsaufkommens an den verschiedenen Beobachtungspunkten zeigt, wie sich die traditionelle Netz-Auslastung zu gleichmäßigeren Mustern verändert hat. Frühere „Peaks" in den Abendstunden oder an Wochentagen haben sich in den Lockdown-Phasen gleichmäßiger über die gesamte Woche verteilt.
Der Vergleich des Verkehrsaufkommens an den verschiedenen Beobachtungspunkten zeigt, wie sich die Netz-Auslastung  verändert hat: Vor Corona gab es ausgeprägte  „Peaks“ in den Abendstunden oder an Wochentagen. In den Lockdown-Phasen hat sich der Traffic gleichmäßiger über die gesamte Woche verteilt.

 

Auch die Art des Traffics spiegelt eine veränderte Internetnutzung durch Corona wider: Am meisten zugenommen hat der Datenverkehr durch Videokonferenzen (plus 120% etwa am DE- CIX) und VPNs. Auch diese Effekte lassen sich klar durch vermehrtes Arbeiten im Homeoffice erklären.

Überraschende Details bei Online-Entertainment und Bildungs-Ressourcen

Zwar tragen Internet-Entertainment wie Video-Streaming und Online-Gaming nach wie vor erheblich zum Gesamt-Verkehrsaufkommen bei. Doch in der Relation hat der geschäftliche Datenverkehr wie etwa für VPNs und Conferencing deutlich stärker zugenommen . Laut der Studie liegt dies aber auch daran, dass der Entertainment-Anteil am gesamten weltweiten Datenverkehr auch schon vor Corona sehr hoch war.

Dass auch Forscher und Studenten mittlerweile überwiegend von zu Hause arbeiten, belegt eine andere interessante Boebachtung: Der Verkehr zwischen Internet-Präsenzen mit der Domain .edu (vor allem in USA, aber auch in anderen Ländern die bevorzugte Domain von Bildungseinrichtungen) hat im Beobachtungszeitraum tatsächlich abgenommen. Der Rückgang betrug an manchen Arbeitstagen bis zu überraschende 55 Prozent. Dies unterstreicht, wie umfangreich der Datenverkehr im Hochschul- und Bildungsbereich im Normalbetrieb war.

Wenig überraschend sei der an solchen Domains ankommende Verkehr hingegen deutlich angestiegen. Hier bilden sich schließlich Online-Vorlesungen oder VPN-Zugriffe der Studenten und Lehrenden auf Hochschul-Ressourcen ab.

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