Was passiert, wenn sich ein Digitalisierungs-Marktplatz selbst digitalisieren und transformieren muss? Was macht das mit den Menschen im Unternehmen? Die CEBIT 2018 ist ein Showcase für Transformation. Intelligente-Welt-Chefredakteur Christian Spanik führte ein Interview mit Hartwig von Saß, Sprecher der Deutschen Messe.
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Mitarbeiter im Veränderungsprozess
Von der alten CeBIT zur neuen CEBIT – verändert hat sich sichtlich nicht nur die Schreibweise. Auch für Hartwig von Saß, Sprecher der Deutschen Messe, ist der Auftritt nach außen ein anderer geworden: „Wir haben alle so ein bisschen das Gefühl, dass wir auch ein bisschen frei gelassen worden sind. Wenn ich mir Bilder aus Pressekonferenzen von vor zwei Jahren ansehe, dann denke ich: Wer ist das denn?“ Was jedoch nicht am Bart liegt, wie er betont. Den trägt er schon länger. „Tatsächlich ist es so, dass wir jetzt versuchen, sehr authentisch unterwegs zu sein. Wir kommen häufig im T-Shirt ins Büro, und die Art und Weise, wie wir hier im Unternehmen zusammenarbeiten, ist eine ganz andere geworden.“ Moderner, frischer und direkter sei die Zusammenarbeit und Kommunikation jetzt.
„Die CEBIT ist ein großes Change-Projekt. Es ändert sich alles, und wir ändern uns mit.“
Hartwig von Saß, Sprecher Deutsche Messe
Auch vielen Kolleginnen und Kollegen ginge es so, dass sie sich in einem dynamischen, positiven Veränderungsprozess wiederfänden. Die CEBIT sei hier Impulsgeber und Projektionsfläche gleichermaßen. Prägen also nicht die Menschen die CEBIT, sondern die neue CEBIT prägt die Mitarbeiter?
Hartwig von Saß sieht das in der Tat als ein Wechselspiel: „Das alte Konzept hat diese Freiheitsgrade nicht erlaubt, oder wir haben sie uns selber nicht gegeben. Mit dem neuen Konzept ermöglichen wir uns höhere Freiheitsgrade. Wir bauen hier im Unternehmen gerade massiv das Hierarchiedenken ab. Da gibt es sehr viele direkte Wege. Und auch wenn die IT sozusagen die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat, haben wir jetzt WhatsApp-Gruppen, über die viel Kommunikation abläuft.“
Messe ist eine Branche – und die CEBIT liegt unter dem Brennglas
Die CEBIT selbst wird damit sozusagen zum lebendigen Showcase für Veränderung im Mittelstand. Als Sprecher wurde Hartwig von Saß auf mehrere Veranstaltungen eingeladen, um über den Veränderungsprozess der CEBIT zu referieren.
„Das hieß dann Festivalisierung von Events.“
Hartwig von Saß, Sprecher Deutsche Messe
Doch auch wenn die CEBIT 2018 wie ein Modellprojekt für Veränderung wirkt, …
„… am Ende des Tages muss man nicht nur verändern, sondern man muss auch liefern.“
Hartwig von Saß, Sprecher Deutsche Messe
Was laut Hartwig von Saß auch passiert ist: „Die CEBIT wird ausstellerseitig so interessant wie, so glaube ich, seit vielen, vielen Jahren nicht mehr. Weil wir sie konsequent ausgerichtet haben an den großen digitalen Megatrends.“ Insofern zeigt die CEBIT schon bevor sie überhaupt stattfindet, dass man mit mutigen Schritten Veränderung angehen und auch liefern kann – wenn man eine gute Geschichte hat und sich lange genug Gedanken macht, wohin man sich eigentlich verändern will.
Enorme Außenwirkung der CEBIT
Eine Veranstaltung wie diese hat natürlich auch eine große Wirkmächtigkeit, wie Hartwig von Saß es ausdrückt: „Du kannst dich hier in Hannover mit den Taxi-Fahrern unterhalten, du kannst dich mit den Hoteliers unterhalten, mit den Straßenbahnschaffnern, mit den Gastronomen und so weiter – und das ist nur ein ganz kleiner Kreis der Wirkmächtigkeit. Es gibt Unternehmen, die haben sich bei uns gemeldet und haben gesagt: Hey das ist total blöd, dass ihr dieses Jahr im März keine CEBIT gemacht habt, weil unser ganzer Sales-Prozess ist jetzt ein anderer geworden und wir haben jetzt gar keinen Funnel mehr, was machen wir jetzt bloß? Also die Wirkmächtigkeit und die Kreise, die so eine Veranstaltung wie die CEBIT zieht, die sind schon groß. Wir spüren die Verantwortung. Wir haben hier wirklich eine ganz wichtige Veranstaltung am Start, und die müssen wir mit großer Verantwortung, aber auch mit großer Entschlossenheit wieder neu auf die Spur bringen.“
„Die CEBIT in der alten Konzeption, in dem alten Outfit, hatte keine Zukunft mehr.“
Hartwig von Saß, Sprecher Deutsche Messe
Hartwig von Saß:
„Reform war auch Wunsch der Aussteller“
„Wir hatten im Vorfeld der Pressekonferenz auf der CeBIT 2017, als wir die Veränderung kommuniziert haben, natürlich viel mit den Ausstellern gesprochen“, erzählt Hartwig von Saß von den ersten Schritten des Entwicklungsprozesses. „Der Wunsch der Aussteller, dass wir die CeBIT komplett reformieren, war extrem groß. Wenn der Kunde mit einem Produkt unzufrieden ist, dann muss man genau hinhören und dann auch entsprechend handeln, damit man weiterhin eine Kundenbeziehung zu ihm hat, sonst geht er einfach weg. Um das zu verhindern, haben wir recht frühzeitig, nämlich im Spätsommer 2016, mit einem Workshop bei einem Künstler in Berlin damit begonnen, CEBIT neu zu denken, neu zu erfinden. Und vieles, was wir damals in dem ersten Design-Thinking-Workshop entwickelt und nachgebaut, ersponnen und ersonnen haben, findet sich in großen oder auch in kleinen Teilen in der neuen CEBIT wieder.“
Veränderung auch für Journalisten:
Co-Working-Space und Media Camp
Fehlen wird Hartwig von Saß von der alten CeBIT nichts. Noch nicht mal das Pressezentrum: „Weil wir ein neues bauen. Also, wir nutzen eine neue Location, wir machen einen großen Co-Working-Space und wir versuchen auch gerade, mit unserem guten Partner VW ein kleines Media Camp aufzubauen. Da darf man, glaube ich, auch noch mal überrascht sein. Vor allem für Journalisten, die in einem etwas ruhigeren Szenario arbeiten wollen und dieses Co-Working nicht so mögen. Die können sich dann überlegen, ob sie vielleicht im Media Camp von VW arbeiten. Das wird, glaube ich, ganz lustig und ein Hingucker werden.“
Darauf sind wir auch schon gespannt. Die Intelligente Welt wird natürlich live von der CEBIT 2018 berichten.