Chainstep-Geschäftsführer Frank Bolten stellt Christian Spanik das neue Blockchain-Projekt COBILITY vor.

Blockchain – von der Strategie zur Umsetzung

Blockchain. Wann, wie und wo will, kann oder soll man diese Technologie nutzen? Die Antwort ist … weder einfach noch eindeutig. Selbst Blockchain-Experte Frank Bolten, Managing Partner bei CHAINSTEP, sagt klar und deutlich: „Hier geht es noch ein Stück weit um ein Herantasten“.  Der Einsatz ist stark von der jeweiligen Situation im Unternehmen und dem Markt abhängig. Im Gespräch mit Intelligente-Welt-Chefredakteur Christian Spanik empfiehlt Frank Bolten Tools zu Strategie-Findung und Umsetzung.

Wer das rund 10-minütige Video sehen will, kommt hier direkt auf unseren Youtube Kanal:

Wer lieber lesen möchte, findet die wichtigsten Infos im folgenden Text:

Bei Projekten, die CHAINSTEP betreut, kommen unter anderem folgende Werkzeuge und Prinzipien zum Einsatz:  Design Thinking, Agile oder Business Canvas/Blockchain Canvas. Aus Gesprächen mit Kunden und dem Feedback aus Veranstaltungen wissen die Experten bei CHAINSTEP außerdem, dass ihre umfangreiche Use-Case-Sammlung hilfreich ist.

Blockchain-Projekte Website CHAINSTEP

„Wir haben auf unserer Webseite inzwischen über 450  Blockchain-basierte Projekte dargestellt, kategorisiert nach unterschiedlichen Branchen.“

Frank Bolten, Managing Partner CHAINSTEP

Geschäftsmodell-Muster und
Blockchain-Charakteristika

Diese Projektbeispiele sind nicht zuletzt als Anregung gedacht. Wenn man jedoch noch etwas tiefer gehen und einen passenden Ansatz für sein eigenes Unternehmen wählen möchte, dann legt CHAINSTEP die Karten sozusagen offen auf den Tisch. Gute Erfolge wurden erzielt, indem sogenannte Geschäftsmodell-Muster beschrieben und mit Blockchain-Charakteristika gematcht wurden.

Geschäftsmodell-Muster Blockchain

Das im Bild dargestellte Set wurde in Kooperation mit der Hamburger Universität zum Innovationsforum Blockchain entwickelt. Und es ist tatsächlich wie ein Kartenspiel konzipiert: Auf einer Seite wird das Geschäftsmodell-Muster beschrieben, auf der anderen Seite die Möglichkeiten, die die spezifischen Charakteristika der Blockchain bieten. Zwei Beispiele sollen dieses Vorgehen verdeutlichen:

Beispiel: Tracking and Tracing

Auf der einen Seite der Karte stehen Beispiele von Unternehmen sowie eine kurze, kompakte Beschreibung. Zum Beispiel wird unter „Track & Trace“ die Nachverfolgung von Produkten sowie die Überwachung von Standortparametern verstanden. Dies ermöglicht die Lokalisierung von Produkten an bestimmten Standorten sowie die Prognose von Lieferterminen. Die andere Seite der Karte enthält die Blockchain-Charakteristika, die für dieses Geschäftsmodell-Muster interessant sind – und welchen Nutzen die Blockchain so bringen kann: Transaktionen werden in Echtzeit nachverfolgbar. Dadurch kann eine lückenlose Dokumentation der Supply Chain erfolgen.

Track & Trace

Beispiel: E-Commerce

Auch in diesem Fall steht auf einer Seite der Karte die kompakte Beschreibung des Geschäftsmodell-Musters: Produkte werden über virtuelle Vertriebs- und Handelswege abgesetzt und Transaktionen elektronisch abgewickelt. Mithilfe des hohen Automatisierungsgrades können Unternehmen noch mehr potenzielle Kunden gewinnen. Die automatisierte Auswertung von Kundendaten erlaubt zudem, künftige Verkaufsstrategien optimal und individualisiert auf Kundengruppen abzustimmen. Allerdings können Kunden die Güter vor dem Kauf nicht testen. Zum Ausgleich sind die Güter unabhängig von zeitlichen oder lokalen Restriktionen nahezu ständig verfügbar. Durch Filter und Suchen können weitere Produktgruppen zugänglich gemacht werden.

E-Commerce

Auf der anderen Seite der Karte steht, welchen Nutzwert die aufgeführten Charakteristika der Blockchain-Technologie bieten: Blockchains ermöglichen die effiziente und automatisierte Abwicklung komplexer elektronischer Transaktionen. Für Käufer und Verkäufer kann ein dezentraler und vertrauensbasierter Reputationsnachweis erfolgen.

Die Karten wurden mit dem Ziel entwickelt, dass Unternehmen Anregungen von den Geschäftsmodell-Mustern erlangen können. Selbst wenn man nicht mit Commerce zu tun hat, kann man sich dennoch eine Idee holen, die für die eigenen Anforderungen passen könnte. Natürlich lassen sich die Karten auch direkt für ein Geschäftsmodell nutzen.

„Blockchain ist eine andere Art und Weise, Daten zu verteilen. Man kann das so sehen, dass die Technologie geeignet ist, die Macht vom Zentrum in die Ecken zu verlagern. Dadurch ergeben sich ganz neue Möglichkeiten in den Geschäftsprozessen und auch in den Geschäftsmodellen.“

Frank Bolten, Managing Partner CHAINSTEP

Öffentliche oder private Blockchain?

Ist der Use-Case geklärt, steht eine weitere wichtige Entscheidung an: Nutzt man eine öffentliche oder eine private Blockchain?

Öffentliche Blockchain bedeutet, dass es keine Zugangsbeschränkung gibt. Jeder kann mitmachen – die Daten sind in einer gewissen Art und Weise transparent. Will man das etwa im Enterprise-Bereich nicht, gibt es hierfür die Enterprise-Lösung:

Private oder Enterprise Blockchains beschränken das Prinzip auf geschlossene Gruppen. Damit entfällt allerdings der Blockchain-typische Vorteil maximaler Sicherheit und Transparenz durch das weite Verteilen der gespeicherten Transaktionsdaten. „Das ist ein bisschen ein Trade-off, den man macht“, erklärt Frank Bolten: „Mehr Privatheit gegenüber vielleicht reduzierter Sicherheit.“

Hybride Blockchains können einen Kompromiss aus den beiden Prinzipien darstellen. Dafür gibt es je nach Anwendungsfall verschiedene Modelle – beispielsweise können die Transaktionen selbst öffentlich gemacht werden, die daran beteiligten Transaktionspartner aber der Öffentlichkeit verborgen bleiben.

Entscheidungs-Bäume verschiedener Art liefern unterschiedliche Sichtweisen auf die Blockchain. Wiederum stellt sich die Frage: Was ist die richtige Entscheidungs-Logik, die zu dem jeweiligen Use-Case passt? Eine öffentliche, eine private oder eine hybride Blockchain?

Entscheidungsmatrix

Der Experte empfiehlt auch hier, mehrere dieser Tools und Entscheidungs-Matrixen als Unterstützung einzusetzen und in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Und sich dabei auch die Fragen zu stellen (siehe Grafik): „Where does Blockchain make sense?“ und „Do you even need Blockchain?“ Also: „Wo macht Blockchain Sinn?“ und „Brauchen Sie Blockchain überhaupt?“

„Es gibt ja auch tatsächlich einige Projekte, wo man relativ schnell ins Schmunzeln kommt – wo man das Gefühl bekommt: da wird dieses Hype-Wort genutzt, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Vielleicht um ein wenig mehr Attraktivität in der Bewertung herbeizuführen. Das sollte man schon sehr genau bedenken. Blockchain kann fantastische Dinge machen, kann große Nutzwerte bringen. Aber es kann auch ein Weg sein, der einfach nur erschwert, weil es natürlich Aufwand ist, die Daten zu synchronisieren, die Systeme anzupassen und ähnliches.“

Frank Bolten, Managing Partner CHAINSTEP

Fragen – um Prozesse in Gang zu bringen

Ein paar Fragen, die man sich selbst stellen und beantworten sollte, hat Frank Bolten sinngemäß von einer Veranstaltung mit Prof. Dr. Gilbert Fridgen, vom Fraunhofer FIT (Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik), übernommen:

  • In welchem Fall könnte ein Intermediar stören?
  • Wo passieren Fehler mit den Daten? Wo wird manipuliert oder ähnliches?
  • Wo sind zu viele Stakeholder involviert?

„Solche Fragen hängen wir gerne auch zu Beginn eines Workshops in den Raum und bitten die Teilnehmer: Schaut da immer mal wieder drauf, lasst euch das durch den Kopf gehen und notiert euch Dinge die euch einfallen. Das hilft wirklich, um einen Prozess in Gang zu bringen.“

Frank Bolten, Managing Partner CHAINSTEP

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