Interessante Anwendungen für die Blockchain

Gastautor: Frank Bolten, Bolten Consulting

Aufmacherbild: (C) geralt auf Pixabay; CC0 – Public Domain

Im Laufe des Jahres 2016 ist die Blockchain-Technologie sehr stark in den Fokus von Finanzwelt, Wirtschaft und auch Politik gerückt. Die Gespräche rund um Blockchain drehen sich zunehmend um Fach- und Detailfragen wie „Was für Anwendungen sind bereits in meiner Branche geplant?“ oder „Welche Blockchain-Technologie sollten wir für unsere spezifischen Bedürfnisse analysieren?“

So wurden noch vor einem Jahr auch im Hinblick auf Geschäftsmodelle zum ganz überwiegenden Teil komplett neuartige Ansätze diskutiert. Inzwischen unternehmen auch viele bestehende Unternehmen erste Versuche, Blockchain-Technologie für unternehmensinterne Prozesse einzusetzen. In diesem Kontext wird dann statt der „public blockchain“ häufig eine so genannte „enterprise blockchain“ diskutiert.

Die Unterschiede zwischen diesen beiden Typen sind vergleichbar mit dem „offenen“ Internet und einem „geschlossenen“ Intranet. Zu einer „enterprise blockchain“ haben nur ausgewählte Teilnehmer Zugang, deshalb ist hierfür auch weiterhin die Bezeichnung „permission blockchain“ geläufig. Dabei wird oft auf das „programmierte Vertrauen“ verzichtet – die Unternehmen gehen davon aus, dass wie auch bei den sonstigen Transaktionen zwischen Unternehmen ausreichendes Vertrauen zwischen den Teilnehmern gegeben ist. Daraus ergeben sich die Vorteile, dass bei „enterprise blockchains“ Transaktionen in der Regel schneller abgewickelt werden können und dass die Zahl der Transaktionen größer sein kann.

Katalog für Blockchain-Anwendungen

Es wird immer wieder angeführt, dass „enterprise blockchains“ im eigentlichen Sinne keine „echten“ Blockchains seien, da auf wesentliche Elemente der Blockchain-Technologie verzichtet wird. Der Begriff „enterprise blockchain“ ist allerdings inzwischen weitreichend akzeptiert, deshalb nutzen wir diesen hier ebenfalls.

Fast täglich erscheinen Meldungen zu interessanten und teilweise auch zukunftsweisenden neuen Anwendungen. Dies war der Anlass das Projekt „Blockchain (nahezu) im Einsatz“ zu starten. Hier können heute bekannte Blockchain-Anwendungen in zweierlei Hinsicht selektiert werden:

  1. Branche bzw. Anwendungsbereich
  2. Blockchain-Charakteristika

Zu 1.: Neben der Branche sind unter dem oben angegebenen Link auch typische Kernanwendungen der Blockchain-Technologie wie „Identität“ oder „Sicherheit“ aufgeführt, um die Möglichkeit zu haben, diese häufig gefragten Anwendungsfälle auszuwählen.

Zu 2.: Bezüglich der Charakateristika sind einerseits Informationen zum Entwicklungsstand hinterlegt („Info“, „Konzept“ oder „Live“), zum anderen wird differenziert, ob eine „public“ Blockchain (also ohne Teilnahmebeschränkungen) oder eine „enterprise“-Blockchain (also nur für autorisierte Teilnehmer) eingesetzt wird – gegebenenfalls als Konsortium.  Außerdem ist in der Übersicht noch die Angabe „Digital Asset“ zu finden. Sie kennzeichnet Anwendungen, bei denen eine an Exchange-Börsen gehandelte Kryptowährung genutzt wird.

Im Rahmen des Projekts „Blockchain (nahezu) im Einsatz“ wurden inzwischen mehr als einhundert verschiedene Einträge zu Applikationen, Informationen und Ankündigungen zusammengetragen. Sind die Applikationen bereits live, dann sind in der Regel ein Kurzbeschreibung sowie Links zu weiteren Informationen (wie etwa Videos, Artikeln, Podcasts) vorhanden.

Beispiele für besonders gelungene Anwendungen

Die folgenden Anwendungen sollen exemplarisch einige der vielfältigen Anwendungsbereiche für die Blockchain-Technologie außerhalb der Finanzwelt wiederspiegeln:

Factom konzentriert sich auf Sicherheit und Echtheit von Unternehmens- und Privatkunden-Daten.

Factom konzentriert sich auf Sicherheit und Echtheit von Unternehmens- und Privatkunden-Daten. Hierzu hat Factom einen „data layer“ für die Bitcoin-Blockchain entwickelt, der die Integrität der Daten sicherstellt, dabei die gemäß Compliance-Vorschriften notwendige Transparenz bietet – und gleichzeitig die Privatheit ermöglicht, die vom Anwender gewünscht wird.

Die Leistungsfähigkeit von Factom hat im November 2016 die Gates Foundation überzeugt, diese Blockchain-Lösung für den Aufbau eines Systems zur Speicherung von Patientendaten einzusetzen. Das System soll in Entwicklungsländern helfen, Patientendaten einfacher verfügbar zu machen und die Echtheit der Information sicherzustellen.

Filament bietet Lösungen für das Geschäftsfeld "industrial IoT" an.

Filament bietet Lösungen für das Geschäftsfeld „Industrial IoT“ an. Die eingesetzten Maschinen und weitere bestehende Infrastruktur der Industrieunternehmen sind meist schon seit etlichen Jahre im Einsatz. Dementsprechend verfügen sie oft noch nicht über eine Anbindung ans Internet. Hier setzt Filament an. Das Unternehmen hat verschiedene „embedded sensors“ entwickelt, die an den eingesetzten Geräten und Maschinen angebracht werden und Messwerte beziehungweise Sensordaten zur Verfügung stellen. Die Datenkommunikation ist Ende-zu-Ende verschlüsselt, um ihre Privatheit zu sichern.

Colu erzeugt mit Blockchain-Technologie lokale digitale Währungen, um lokale Wirtschaften und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen zu stärken.

Colu hat die Vision, dass  „… durch die Nutzung von lokalen digitalen Währungen mehr Menschen lokal einkaufen, lokal essen, lokal leben und dadurch die lokale Wirtschaft stärken.“. Als weiteren Effekt glauben die Gründer daran, dass „„.. durch eine Stärkung der lokalen Wirtschaft das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen untereinander und damit auch die gelebte soziale Verantwortung gestärkt wird.“

Colu hat zu diesem Zweck ein auf die individuellen Bedürfnisse anpassbares Konzept entwickelt, das lokale digitale Währungen erzeugt. Sie sind dann ausschließlich in einer bestimmten Region gültig. Mit dieser Grundidee hat Colu bereits erste Projekte auf verschiedenen Kontinenten etabliert.

Storj definiert Cloud Computing neu und setzt auf verteilte Speicherung von Dateifragmenten.

Storj definiert Cloud Computing neu und möchte eine Alternative zu bestehenden Anbietern wie Dropbox oder Amazon Web Services werden. Statt die Nutzerdaten auf zentralen Systemen zu speichern, hat Storj ein System aufgebaut, bei dem Fragmente der zu speichernden Dateien verschlüsselt auf verschiedenen Speicherplätzen abgelegt werden. Hierbei werden die einzelnen Dateifragmente mehrmals abgespeichert um eventuelle Ausfälle einzelner Speichereinheiten zu kompensieren. Das Netzwerk steht für jeden Interessenten offen, und jeder Nutzer kann auch Speicherkapazitäten bereit stellen.

Storj selbst spricht davon, dass ihr System sicherer als die konventionellen Systeme sei – und das bei konkurrenzlos günstigen Preisen.

Dies sind nur einige Beispiele für die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der  Blockchain-Technologie. Das Projekt „Blockchain (nahezu) im Einsatz“ wird hier regelmäßig fortgeschrieben.

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