Doppel-Arm-Roboter von Epson

Automatisch, digital, lernfähig, dauerfleißig – machen uns Roboter arbeitslos?

Aufmacherbild: (C) Epson

Zugegeben, Wall-E war richtig fleißig, zumindest bis er sich verliebt hat. Aber haben Sie C-3PO mal wirklich arbeiten gesehen? Und der Terminator war zwar zum Fürchten, aber seinen Job wirklich erledigt hat er trotzdem nicht. Werden uns in 20 Jahren Roboter das Leben oder die Arbeitsplätze streitig machen? Zukunftsfilme lassen das erste vermuten, aktuelle Forschungsprojekte eher das zweite. Aber was ist die Wahrheit?

Roboter als Arbeitsplatzvernichter? Quatsch, die wollen doch lieber von elektrischen Schafen träumen. Oder wird es in Zukunft für manche Branchen doch sinnvoller und für viele Unternehmen lukrativer sein, Roboter und Software die Arbeit erledigen zu lassen, statt Mitarbeiter aus Fleisch und Blut dafür anzustellen? Darauf können Sie wetten. Die Frage ist, ob Sie bei dieser Wette gewinnen oder verlieren werden. Wir haben uns genauer angesehen, was Studien, Umfragen und Experten prophezeien. Vielleicht erhöht das Wissen darum unsere Gewinnchance?

Vor kurzem berichtete die FAZ von einer Untersuchung, die beim Weltwirtschaftsforum in Davos veröffentlicht wurde. Fünf Millionen Arbeitsplätze sollen laut dieser Studie in den nächsten fünf Jahren in den Industrieländern wegfallen – durch den Einsatz von Robotern und die weitere Digitalisierung der Wirtschaft. Die Prognose beruht auf einer Umfrage unter den Top-Managern der 350 größten Konzerne der Welt. Betroffen sein sollen demnach etwa Bereiche wie die Verwaltung. Ein Zuwachs an Arbeitsplätzen sei dafür im IT-Bereich zu erwarten.

Oxford-Studie zur Zukunft der Arbeit

Auch eine häufig zitierte Studie aus Oxford, THE FUTURE OF EMPLOYMENT: HOW SUSCEPTIBLE ARE JOBS TO COMPUTERISATION? aus dem Jahr 2013, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Bezogen auf den amerikanischen Arbeitsmarkt hat man sich auch hier damit befasst, welche Arbeiten beziehungsweise Berufe von intelligenten Maschinen übernommen werden können. Und auch die Macher dieser Studie kommen zu dem Schluss, dass es bei Verwaltungstätigkeiten, der Bedienung von Maschinen oder klassischen Hilfsarbeiten bald heißen wird: „Roboter, übernehmen Sie“. Auf der eher sicheren Seite seien Berufe, in denen Kreativität oder soziale Kompetenzen wichtig sind. Callcenter-Mitarbeiter stehen übrigens, laut dem Ranking der rund 700 bedrohten Berufe am Ende des Papiers, auf Platz 1 der in 20 Jahren ausgero(bo)tteten Berufe.

Deutsche Arbeitsplätze gefährdet

Auf der Webseite der Süddeutschen Zeitung kann man sich auch gleich mal persönlich errechnen lassen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, in den kommenden 20 Jahren von einem Computer oder Roboter ersetzt zu werden – einfach durch Eingabe seines Berufs.

Das sollten wir vielleicht alle schleunigst tun. Denn laut der „Welt“ sind in Deutschland durch die Entwicklungen sogar 59 Prozent der Arbeitsplätze gefährdet. Die Zeitung beruft sich auf Berechnungen der Volkswirte der Bank ING-Diba, die wiederum die Erkenntnisse der oben zitierten Oxford-Studie auf den deutschen Arbeitsmarkt übertragen haben.

Roboter im Haushalt und Operationssaal

Doch jetzt erst mal wieder etwas durchatmen! Veränderungen in diesem Bereich vollziehen dann doch nicht ganz so schnell, dass wir sofort alle das berufliche Handtuch werfen müssten.

Das folgende Video etwa stellt einen Vergleich an zwischen Film und Wirklichkeit. Dadurch wird schnell klar: So weit wie Hollywood es sich gerne vorstellt, sind Forschung und Entwicklung noch nicht. So autonom und flexibel wie die Exemplare in Filmen wie „I, Robot“ oder „Der 200-Jahre-Mann“ können etwa Roboter, die dereinst tatsächlich im Haushalt helfen sollen, noch lange nicht agieren. Doch sie stehen durchaus schon in den Startlöchern, etwa am Institut für Technologie in Karlsruhe.

Und auch Operationsroboter brauchen noch mehr menschliches Zutun als ihre Kollegen in der Kinoversion. Der Operationsroboter da Vinci ist zwar bereits seit einigen Jahren im Einsatz – jedoch agiert er nicht selbständig, sondern überträgt nur die Bewegungen des Operateurs.

Fertigungsstraße der Zukunft

Wie die ersten Schritte in Richtung Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter realistisch auch in kleinen und mittelständischen deutschen Unternehmen aussehen können, zeigt das folgende Video. Für ein Mittelstands-Magazin haben wir uns 2015 ein Projekt des Deutschen Forschungszentrums für künstliche Intelligenz (DFKI) genauer angesehen. An der intelligenten Fertigungsstraße der Zukunft arbeiten Mensch und Maschine Hand in Hand. Dabei kommt der Roboter als Unterstützung des Menschen zum Einsatz – ebenso wie diverse Visualisierungs- und Interaktionstechniken, Kameras, Sensoren und RFID-Chips.

Autonome Roboter als Kollegen

Einen Schritt weiter geht ein Projekt von Epson. Das Unternehmen stellte bereits auf der Automatica 2014 den Prototypen eines Doppel-Arm-Roboters vor, der verschiedene Tätigkeiten autonom übernehmen können soll. Vor allem einen Einsatz in Produktionsbereichen mit hohem Anteil manueller Arbeit – etwa in der Lebensmittelindustrie oder der Medizintechnik – hat man hier im Auge. Auch dieses Projekt durften wir damals per Video vorstellen:

Diese und ähnliche Technologien sind gerade in Asien stark auf dem Vormarsch. Das folgende Video aus dem Jahr 2013 zeigt den Robotereinsatz am Fließband in einer Maschinenfabrik in der Nähe von Tokio. Vorteile für das Unternehmen: Er ist präziser als seine menschlichen Kollegen, braucht keine Pausen, ist nie krank und will keinen Urlaub. Allerdings tut er im Gegensatz zum Menschen nichts aus eigenem Antrieb. Seine Arbeit, jede kleinste Bewegung, muss zuerst von einem Informatiker programmiert werden.

Wenn die Maschine Anweisungen erteilt

Wer heutzutage manchmal denkt: „Oh Mann, mein Chef ist echt ein Roboter“, der fährt damit vielleicht in Zukunft gar nicht so schlecht – wenn es denn wirklich mal so weit ist. Zumindest laut einer Studie des Computer Science and Artificial Intelligence Lab (CSAIL) des Massachusetts Institute of Technology (MIT) aus dem Jahr 2014. In einer Laborsituation wurde dort die Zusammenarbeit einer Gruppe bestehend aus zwei Personen und einem Roboter untersucht. Das erste Szenario war, dass die Personen selbständig arbeiteten. Das zweite sah vor, dass der Roboter die Anweisungen gab. Und das dritte bestand darin, dass eine Person selbständig arbeitete, während der Roboter der zweiten Person Anweisungen erteilte. Es stellte sich heraus, dass die Variante Zwei, in der der Roboter alle Anweisungen erteilte, nicht nur die effektivste war, sondern auch die von den menschlichen Mitarbeitern favorisierte Methode. Sie fühlten sich vom Roboter teils sogar „besser verstanden“ als von ihren Kollegen. Den ausführlichen Artikel zur Studie sowie ein Video findet man auf der Seite des MIT.

Keine Angst vor der Zukunft

Wie schnell und wie umfassend tatsächlich Roboter und Software flächendeckend statt Menschen im Einsatz sein werden, hängt von vielen Faktoren ab – unter anderem von finanziellen Überlegungen oder gesellschaftspolitischen Entscheidungen. Die genannten Prognosen zur technologischen Entwicklung bei der Auswahl der eigenen beruflichen Aus- und Weiterbildung mit einzubeziehen ist aber sicher sinnvoll.

„Und wenn am Ende doch Kollege Roboter alles erledigt?“

fragt Rainer Hank, Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in einem seiner Kommentare und beantwortet die Frage auch gleich selbst:

„Dann fallen uns neue Bedürfnisse ein, von denen wir heute noch nichts wissen, wofür es nicht zu automatisierende menschliche Arbeit braucht. Bislang jedenfalls hat die Geschichte so funktioniert.“

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