Die aktuelle Folge unseres Digitalmagazins 09:59 bietet diese Themen:
* Netzfund: Was digitale Rebellen von Chefs erwarten
* Sebastian Matthes über die Digitalisierung im Journalismus
* Vergesst Euren Laptop – steigt um auf das Tablet
Netzfund: Was digitale Rebellen von Chefs erwarten
Dieser Netzfund stammt von Florian Härer. Er ist Innovation Coach bei der Daimler AG und hat auf LinkedIn eine Grafik verbreitet, die wir recht spannend fanden. Sie zeigt, was digitale Rebellen eigentlich von Chefs erwarten. Die Quintessenz: Trotz unserer Unterschiede und Eigenheiten wollen wir unsere Organisation verbessern. Die komplette Grafik gibt es hier zu sehen.
Sebastian Matthes über die Digitalisierung im Journalismus
Er wird der neue Vizechef beim Handelsblatt – und nicht nur das, er wird auch der neue Digitalchef der Verlagsgruppe Handelsblatt. Grund genug für uns, Sebastian Matthes zu fragen: „Was macht die Digitalisierung aus dem Journalismus?
Für Sebastian Matthes war der größte Fehler der letzten Jahre, in der Digitalisierung ausschließlich eine technische Revolution und Disruption zu sehen. „Was viele Unternehmen nicht begriffen haben, war, dass es sich um eine Disruption des Geschäftsmodells gehandelt hat“, ist er sich sicher. Viele Verlage haben lange geglaubt, dass man das Geld, das man früher im Printbereich verdienen konnte, nun auch ganz genauso im Internet verdienen kann. Zwar werde auch im Internet Geld verdient – allerdings habe auch die Konkurrenz dramatisch zugenommen. Denn Werbung laufe nicht nur bei Publishern sondern auch auf Webseiten und sozialen Netzwerken aller Art.
Am Ende des Tages sei jeder, der Aufmerksamkeit auf sich zieht und Menschen unterhält oder informiert, ein Konkurrent für Medienschaffende.
Wer heute Online macht, ist nicht automatisch sicher …
„Video ist ein ganz wichtiges Element. Die jetzt schreibenden Online-Leute müssen darauf achten, dass sie nicht von den Video produzierenden Onlinern überholt werden. So wie sie selbst mal die reinen Print-Kollegen überholt haben.“
Sebastian Matthes,
künftiger Digitalchef der Verlagsgruppe Handelsblatt
Befragt nach seiner persönlichen größten Fehleinschätzung zu diesem Thema, antwortet Sebastian Matthes, dass er zu spät begriffen habe, was für eine dramatische Veränderung durch Videos in Medien und sozialen Netzwerken ausgelöst wird. „Ich glaube, dass ein Großteil der Informationen, die heute eher in kürzeren Texten wiedergegeben werden, in Zukunft über Video läuft“, ist er überzeugt.
Texte werden nach seiner Überzeugung nicht verschwinden, doch der Einsatz verschiedener Medienformen werde sich wesentlich ausdifferenzieren. Nachdem Print-Leute, die schon seit vielen Jahren im Geschäft seien, bereits von den Online-Leuten überholt worden seien, würden nun auch Onliner, die nur schreiben, von jenen Onlinern in Bedrängnis gebracht, die auch Video produzieren.
Vergesst Euren Laptop – steigt um auf das Tablet
Ist das wirklich eine gute Idee? Gar kein Laptop mehr? Christian Müller ist durch seinen Job als Berater viel unterwegs. Bei seiner Firma sozial-pr berät er Kunden in Sachen digitale Kommunikation. Auch hier ist das Credo: bei jeder Idee und jedem Kommunikationskonzept daran denken, dass heute immer mehr Menschen mit mobilen Endgeräten kommunizieren. „Um das selber zu erleben dachte ich mir, ich muss das einfach mal konsequent machen.“ Also hat er es ausprobiert. Und nun einige Monate nach dem Start dieses Tests haben wir nachgefragt: Weitermachen oder zurück zum klassischen Rechner in Laptop-Form.
Wasser predigen und Wein trinken – viele Services reden von mobiler Nutzung, aber bieten das nicht wirklich
Er selbst sagt, er sei auf dem Tablet sehr viel produktiver. Natürlich gebe es Punkte, die etwas nerviger sind als am Desktop. Aber alles in allem sei er sehr zufrieden. Die negativste Erfahrung war, dass einige Online-Services, die er nutzt, eben doch nicht zu 100 Prozent auf Mobilbetrieb eingestellt seien. Eine Erfahrung die auch wir als Redaktion übrigens immer wieder machen. Man könnte es so ausdrücken: der eine oder andere, der hier Wasser predigt, trinkt dann doch Wein.
„Es ist erstaunlich, das doch viele Online-Services– obwohl es immer heißt Mobile First – nicht wirklich gut auf ausschließlich mobile Nutzung eingestellt sind.“
Christian Müller, Tablett-Umsteiger
Die positivste Erfahrung war, flexibel überall arbeiten zu können und nur noch ein Gerät für alles zu haben.
Warum zwingt man sich zum Totalumstieg auf das iPad Pro?
Warum entschied er sich fürs iPad Pro? Zwar reizt Christian Müller schon auch ein Surface-Tablet. Aber er wollte eben ein echtes mobiles Nutzererleben haben. Auf dem Surface läuft halt doch wieder Windows, und die Nutzung ist meistens einem normalen Laptop sehr ähnlich.
Offenbar gibt es auch nur wenig Probleme in der Zusammenarbeit mit Kunden, die traditionell mit Desktop oder Laptop arbeiten. Für wenige Kunden, deren Systeme nicht mit der mobilen Arbeitsumgebung kompatibel seien, leiht er sich von seiner Partnerin einen Desktop-Computer aus. „Meine Kunden sollen mit dem Experiment keine Probleme haben.“
Aber halt – einen Moment gibt es schon, wo er seinem Laptop ein wenig nachtrauert: Beim 14-tägigen Versand seines Newsletters vermisst er das Notebook. Die verwendete Plattform sei zwar auf dem Tablet nutzbar, dort aber wesentlich komplizierter zu bedienen als mit einem Desktop-Betriebssystem, verrät er uns. Und da ist es wieder: das Problem „Mobile-First“. Über dieses Motto wird zwar gern geredet, aber in den Apps der Anbieter von Services ist es noch lange nicht komplett angekommen.
Wer sollte umsteigen und wer nicht?
Empfehlen könne er den kompletten Umstieg auf ein Tablet allen, die primär mit Texten und Office-Programmen arbeiten. Abraten würde er allen, die Grafik, Video oder Highend-Content produzieren oder gar programmieren. Das gehe zwar zu einem großen Teil schon, aber man müsse durch viele Reifen springen, bevor dies wirklich funktioniere.
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