Quelle: Samsung

5G kommt: das Mobilfunknetz der Zukunft

Eine Revolution bahnt sich an: Schon im nächsten Jahr soll es möglich sein, mit dem Handy Sportereignisse live zu verfolgen, Spiele online zu spielen und sogar Fotos zu versenden. Ja, diese traumhafte mobile Zukunft soll kein Wunschtraum mehr sein, sondern „die Zukunft in deinem Leben“ – so prophezeit es die millionenschwere Werbung des ersten „virtuellen“ Mobilfunkbetreibers der Geschichte. Kleine Einschränkung: Für Telefonate muss eine Vermittlungsnummer angerufen werden, und SMS werden erst gesendet, wenn man sie emsigen Hotline-Mitarbeitern persönlich diktiert hat.

HighTech anno dazumal

Alles Humbug? Nun ja. Kenner des Mobilfunkmarktes durchschauen die Ironie, die in dieser verwirrenden Einleitung in Präsens-Form steckt. Selbstverständlich, alle genannten Bequemlichkeiten und noch unzählige mehr lassen sich längst via Smartphone und Tablet genießen. Was in nur einem Jahr in den Bereichen Technologien und Technik passiert, ist schlicht unglaublich. Nur würden wir heute, am Ende des Jahres 2014, ganz andere Innovationen erwarten, als sie eine „leidlich berühmte“ Firma – so wie oben und nicht anders – vor genau dreizehn Jahren versprochen hat.

Erinnern Sie sich noch an Quam? So hieß die neue Mobilfunkfirma mit dem Slogan: „I have a dream“. Die vollmundige Ankündigung in der Einleitung ist keineswegs aktuell, sondern sie stammt aus dem Jahr 2001 – doch bei den Träumen blieb es damals. Die Firma Group 3G, der damalige Ableger von Telefónica (Spanien) und Sonera (Finnland), hatte für über 16 Milliarden DM eine deutsche UMTS-Lizenz ersteigert und hätte mit Quam tatsächlich der erste „Mobile Virtual Network Operator“ (MVNO) werden können, der erste virtuelle Netzbetreiber, der kein eigenes Netz besitzt und für seinen Betrieb das Netz eines Konkurrenten mietet. Eine ziemlich intelligente Sache eigentlich.

Um es kurz zu machen: Ironisch überspitzt, könnte man sagen, dass Quam es mit dem Begriff „virtuell“ irgendwann übertrieb – so buchstäblich virtuell war bis dahin kein Mobilfunkbetreiber und war es wohl bis heute nicht. Wobei die Sache mit den Telefonaten und SMS nicht geplant war, sondern wegen technischer Schwierigkeiten die lange andauernde Not-Lösung, bis man irgendwann die Not-Bremse zog. Was aber zum Schluss funktionierte, war der Verkauf von Kaffee (!) in den mittlerweile umfunktionierten Quam-Ladengeschäften. Innovation sah irgendwie anders aus.

Passenderweise war es im Oktober 2004, ziemlich genau zehn Jahre vor diesem Beitrag, dann ausgerechnet eine Kaffee-Kette, die den ersten „echten“ MVNO (http://de.wikipedia.org/wiki/Mobilfunkdiscounter) in Deutschland möglich machte: Tchibo kooperierte mit O2 und trat einen regelrechten Run auf alternative Discount-Tarife los, ab 2005 noch übertroffen durch Aldi. Heute vertreiben alle vier „normalen“ Netzbetreiber (die nicht-virtuellen MNOs T-Mobile, Vodafone, E-Plus, O2) ihre Mobilfunkleistung über „Wiederverkäufer“, die die Netze damit ziemlich intelligent nutzen.

Mit Highspeed in die Zukunft

Und jetzt, im Jahre 10 nach Tchibo, wagt sich ins Haifischbecken des durchregulierten Telekommunikation-Marktes ein neuer Player – von dem noch nicht klar ist, ob er als kleiner Goldfisch überhaupt schwimmen oder zumindest zu einem Karpfen anwachsen wird. „Liquid Broadband“ aus Frankfurt am Main (http://www.liquid-broadband.de), ein Zusammenschluss von mittelständischen Unternehmen, plant ein Mobilfunknetz, dessen Ausbau jeder Bürger mitgestalten und weiterentwickeln kann: „Ein Mobilfunknetz, das immer schneller wird, je mehr Menschen sich beteiligen. Ein völlig neuer technischer Ansatz, von dem jeder profitieren kann: Nutzer und Anbieter innovativer Anwendungen und Produkte gleichermaßen“, heißt es in der Pressemitteilung von November.

Ziel sei es, überall in Deutschland so genannte „NetStations“ einzusetzen: Kleine Funkstationen, nicht größer als ein herkömmlicher Router, aufgestellt in Privathaushalten, öffentlichen Gebäuden und Unternehmen, sollen die Mobilfunkversorgung im Umkreis mehrerer hundert Meter gewährleisten. Eine Drosselung oder Blockierung von Diensten solle grundsätzlich nicht stattfinden. Im Gegenzug dürften diese Kunden das Netz entweder komplett kostenlos oder gegen Zahlung eines niedrigen symbolischen Preises nutzen. Vom Prinzip her ein bisschen vergleichbar mit „WLAN to go“ der Deutschen Telekom (http://www.telekom.de/privatkunden/zuhause/zubuchoptionen/internet-optionen/hotspot/wlan-to-go): Hier geben die DSL-Nutzer etwas von ihrer Bandbreite für andere ab – nur dass im Fall von Liquid Broadband die „Verteiler“ hinzukommen.

Wo sind die Frequenzen?

Das Problem ist nur, dass der neue MNO noch gar keine Frequenzen besitzt und wohl auch in einer Frequenz-Auktion gegenüber den milliardenschweren Platzhirschen den Kürzeren ziehen würde. Mutig fordert Liquid Broadband deshalb von der Politik, einen Teil des Frequenz-Spektrums, das bisher noch für die Verbreitung von DVB-T-Signalen verwendet wird und im nächsten Jahr von der Bundesnetzagentur (http://www.bundesnetzagentur.de) freigegeben werden soll, gezielt für Innovatoren wie die Frankfurter zu reservieren. Die Agentur aber sieht bisher keinen Grund, neue Marktteilnehmer zu bevorzugen.

Unter dem Strich drängt sich die Frage auf: Erleben wir hier ein zweites Quam? Das wäre mehr als schade – gerade in Zeiten rasanter Entwicklungen im Bereich der Datenübertragung und der unendlich vielen smarten Lösungen, die einen „Querdenker“ sicher verdient hätten. Schaffen die Frankfurter den Aufbau eines vierten Mobilfunknetzes, würde das den Wettbewerb geradezu anheizen.

Ein Film = 1 Sekunde Download – höchstens…

Den „Unterbau“ dazu liefern große Technologiefirmen auf der ganzen Welt: Die Kapazität der Mobilfunknetze soll um das Tausendfache (!) anwachsen. Nach UMTS und LTE, den Netzen der dritten und vierten Generation, bahnt sich nun wirklich eine Revolution an: 5G ist zehn Mal effizienter und 50 Mal schneller als LTE. Braucht ein normaler Spielfilm derzeit etwa 30 Sekunden, um über LTE geladen zu werden, soll es im Jahr 2020 nur noch eine einzige sein. Hochauflösende UltraHD-Filme, selbstfahrende Autos oder auch das Internet der Dinge mit untereinander vernetzten Gegenständen – alles kein Problem mehr, wenn Übertragungszeiten „gefühlt“ nicht mehr anfallen.

Auch die Latenz, also die Zeitverzögerung bis zum Empfang von Daten, soll von gut 35 Millisekunden bei UMTS und 10-20 Millisekunden bei LTE auf sage und schreibe unter eine Millisekunde sinken – perfekt für interaktive Anwendungen jeglicher Art. Und während UMTS und LTE in Fahrzeugen wie Auto und Bahn nicht wirklich stabile Verbindungen zulassen, soll auch das für 5G kein Problem sein. Auf jeden Fall machen die bei 110 km/h gemessenen 1,2 Gbit/s, die Samsung im Feldversuch erreicht hat, großen Appetit auf das Netz der fünften Generation.

Wie intelligent das Mobilfunknetz der Zukunft sein wird, zeigt vor allem die Priorisierung von Daten: Je nach Bedarf lädt sich das Handy für die eine App weniger Daten und auch langsamer aus dem Netz, für die andere App jedoch mehr Daten und schneller.

Ein zweites Video von Samsung zeigt plakativ die Entwicklung der Mobilfunknetze von 1G (mobile Telefongeräte) über 2G (einfache Datenübertragung) bis hin zu 3G (schnelle Anwendungen für Smartphones) und 4G (rasante Transfers über LTE) – und schließlich sehr beeindruckend, was 5G schon in nur fünf Jahren zu leisten imstande sein wird. Der Schlüsselsatz fällt in Minute 1:40, wenn es sinngemäß heißt: „Was man mal in Science-Fiction-Filmen gesehen hat, wird ein Teil unseres Lebens werden.“

Apropos Science-Fiction: Gleich mehrere Träume hatte vor gut 40 Jahren „Star Trek“-Erfinder Gene Roddenberry. Einer davon war der „Transporter“, mit dem Menschen z.B. von einem Raumschiff zu einem Planeten „gebeamt“ werden. Die Handlung der TV-Serie war im 23. Jahrhundert angesiedelt, also noch weit von unserer Gegenwart entfernt.

Bezeichnenderweise aber hat Wissenschaftsmoderator Ranga Yogeshwar vor vielen Jahren in seiner Sendung „Quarks & Co.“ erklärt, dass – wenn die Entwicklung von Speicher- und Übertragungstechniken so überproportional weitergeht wie bisher – die Unmenge an Daten, die theoretisch zum Beamen der Atome eines Menschen nötig wäre, irgendwann einmal tatsächlich hin- und hergeschickt werden könnte.

Yogeshwar rechnete die Entwicklung hoch – und nannte was als möglichen Zeitpunkt? Sie ahnen es schon: das 23. Jahrhundert. Das wäre wirklich ein Smart Life, auf das sich meine Urururururururururenkel sicher freuen werden.

 

 INFO

Die Geschichte des Mobilfunks in Deutschland begann 1958 mit dem A-Netz der Deutschen Bundespost, bei dem die Telefongespräche handvermittelt und die Teilnehmer durch einen Operator verbunden wurden. 1972 folgte das B-Netz, 1985 das C-Netz – alles bisher rein analog. 1992 ging das digitale D-Netz an den Start, die Netzbetreiber hießen T-Mobile (T-D1) und Mannesmann (D2). Schon ein Jahr später folgte das E-Netz, eingeführt von E-Plus und ab 1995 mitbenutzt von Viag Interkom, das seit 2002 als O2 bekannt ist. UMTS (3G) ist seit 2004 in Deutschland kommerziell verfügbar, und 2010 nahm die Telekom die erste Bodenstation für LTE (4G) in Betrieb. Mit der Einführung von 5G wird im Jahr 2020 gerechnet.

 

 

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