Forscher im Ford-Labor / Bildquelle: "obs/Ford-Werke GmbH"

Sie forschen in einem Ford – so tragbar ist die Arbeitskleidung der Zukunft

Aufmacherbild: (C) Pixabay

Nein, kein Tippfehler, sondern „Breaking News“: Ford wird die Zukunft der Arbeit verändern … Wie meinen? Falsches Jahrhundert? Fließband, Auto – alte Hüte? Und was ist mit Wearables? Wissenschaftler bei Ford verknüpfen sie mit dem Auto und auch andere Forscher sehen die kleinen Tragbaren in Zukunft verstärkt an Fabrikarbeitern oder Handwerkern. Und Fahrern. Denn dann weiß das Auto, wie man geschlafen hat. Ernsthaft …

Die reden in Zukunft über uns, diese vernetzten Dinge: Das Wearable sagt zum Beispiel dem Auto, dass der Fahrer schlecht geschlafen hat. Wozu? Ganz einfach: auf dieser Basis entscheidet das Auto, dass es dann wohl lieber doch ein bisschen mehr Abstand hält zum Vordermann. So in etwa könnte das in Zukunft ablaufen. Und auch wenn es nicht explizit auf den beruflichen Einsatz abzielt, das Vorhaben von Ford ist nicht nur für den privaten Pendler von Interesse: Ob öffentlicher Personenverkehr, Berufskraftfahrer in der Logistik oder Personen im Außendienst – für viele Arbeitnehmer gehört es zum Berufsalltag, ein Kraftfahrzeug zu steuern. Mit der Kombination von Wearable und Auto will Ford die Kfz-Lenker unterstützen.

Neues Forschungszentrum

Per Presseaussendung gab der Automobilhersteller Anfang 2016 bekannt,  dass ein neues Forschungslabor für die Integration

Neues Ford-Forschungslabor / Quelle: "obs/Ford-Werke GmbH"
Ford-Forschungslabor / Quelle: „obs/Ford-Werke GmbH“

tragbarer Geräte gegründet wurde. Das Ziel: Persönliche Technik-Features und Fahrzeug-Technologien sollen enger zusammen-wachsen. Das „Automotive Wearables Experience Lab“ ist innerhalb des Forschungs- und Innovationszentrums am amerikanischen Hauptsitz von Ford in Michigan angesiedelt.

Sicher unterwegs

Die Wissenschaftler und Ingenieure bei Ford beschäftigen sich unter anderem mit der Frage, wie wichtige Gesundheits-informationen des Fahrers mit Fahrzeug-Technologien wie dem „Fahrspurhalte-Assistenten“ oder dem „Toter-Winkel-Assistenten“ verknüpft werden können. Etwa so, wie im Beispiel vom Anfang:

Schlafende Frau am Steuer / Bidlquelle: Fotolia
Müde? Das Wearable gibt dem Auto Bescheid / Bild: Fotolia

Meldet die Smartwatch, dass der Fahrer in der vergangenen Nacht nicht genug Schlaf hatte, könnte der Fahrspurhalte-Assistent empfindlicher auf Abweichungen von der korrekten Fahrtrichtung reagieren. Oder: Beschleunigt sich der Puls des Lenkers in dichtem Verkehr, könnte die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage automatisch eine größere Mindestdistanz zum vorausfahrenden Auto halten. Einen kleinen Überblick dazu gibt der 75-sekündige Video-Teaser von Ford:

Autonom unterwegs

Ist der Fahrer gerade aufmerksam? Wie sehen sein Blutdruck, Blutzuckerspiegel oder Puls aus? Das Erfassen solcher Daten über ein tragbares Gerät könnte in Zukunft auch in autonomen Fahrzeugen wichtig werden. Etwa wenn der Passagier kurzfristig selbst das Steuer übernehmen muss. Das Ford-Forschungslabor untersucht, wie Passagiere dann benachrichtigt werden könnten. Möglich wären ein Vibrations-Alarm am Handgelenk, Signaltöne oder Leuchtsignale im Armaturenbrett.

KITT, bitte kommen

Ein weiterer Forschungsbereich ist die Sprachsteuerung. Wird der Traum eines jeden Knight-Rider-Fans bald Realität? Zumindest sollen Autofahrer ihren Ford künftig per Smartphone oder Uhren-App starten, ver- und entriegeln sowie lokalisieren können.

Datenbrille als Autoverkäufer

Und was wäre, wenn man als Autohändler dem Kunden ganz neue Einblicke ermöglichen könnte – per Augmented Reality? Auch daran denken die Entwickler bei Ford. Per Datenbrillen könnten Interessenten durch ein Autohaus geleitet und mit Informationen zum jeweils betrachteten Modell versorgt werden. Die Fahrzeuge im Showroom können über „Tags“ technische Daten oder sogar eine virtuelle Testfahrt liefern.

Tragbares für Mitarbeiter

Datenbrillen oder Augmented-Reality-Systeme unterstützen aber auch die Mitarbeiter in Fertigungsbetrieben und zeigen, wo Handgriffe oder Ersatzteile nötig sind. Reparatur- und Wartungsarbeiten werden dadurch beschleunigt, was für kürzere Ausfallzeiten sorgt. Laut einer gemeinsamen Untersuchung des Cloud-Anbieters Rackspace und der Universität von London, steigt dadurch nicht nur die Effizienz, sondern auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter.

Für das folgende gut 2-minütige Video für ein Mittelstands-Magazin haben wir einige Beispiele gesammelt. Tragbare Warnsysteme etwa helfen in gefährlichen Umgebungen, in Labors oder unter Tage, die Sicherheit am Arbeitsplatz zu erhöhen. Möglich sind auch Vibrationsgürtel, die bei der Navigation helfen oder Earsets, mit denen man nicht nur telefonieren kann, sondern die auch erkennen, wenn der Träger hinfällt. Und denkbar werden schließlich sogar Eingabegeräte, die direkt auf die Haut geklebt werden.

Zum Stichwort „direkt auf der Haut“ ist uns auch dieses Video über die Prototypen temporärer Tattoos aufgefallen, die etwa Gesundheitsdaten sammeln oder persönliche Informationen beinhalten können. Diese Technik wäre in Zukunft vielleicht für Einsatzkräfte von Polizei oder Feuerwehr denkbar oder auch im Bereich von Pflegeeinrichtungen. (Das 100-Sekunden-Video ist in englischer Sprache, aber gut verständlich.)

Wenn die Kleidung funkt

Bis es soweit ist, schlüpfen wir aber doch einfach mal rein in den Computer. Wearables kommen ja durchaus auch als Pulli, Socke oder Handschuh. Für das nächste Video haben wir uns zwei Beispiele angesehen:

Ein Forschungsprojekt des DFKI befasst sich mit einem Sensor-Anzug, der Arbeitern helfen soll, körperliche Überbelastung zu erkennen und gesündere Bewegungsmuster einzuüben. Weil dazu die Sensoren auf einem Anzug angebracht werden, ist dies im ersten Schritt für Bereiche gedacht, in denen Arbeitskleidung getragen wird. Aus den erfassten Daten lässt sich ein virtueller Bewegungsablauf berechnen. Ein Arzt kann darauf basierend eine Empfehlung aussprechen, wie man sich etwa besser bückt oder dreht. Dieses optimierte Bewegungsmuster wird gespeichert – und ab dann gibt der Anzug Rückmeldung, ob der Arbeitnehmer sich richtig bewegt. Zielgruppe sind laut DFKI vor allem Menschen, die körperlich schwere Arbeiten verrichten – wie zum Beispiel Handwerker, Werftarbeiter oder Rettungssanitäter.

Auch ein T-Shirt, das Puls, Pulsvariabilität, Atmung und Atemfrequenz misst und so den Stresslevel des Trägers ableiten kann, könnte in vielen Industriezweigen zum Einsatz kommen. Beispielsweise bei Firmen, die Ölplattformen betreiben. Stress erhöht in solchen Umgebungen das Fehlerpotential. Es besteht sogar die Nachfrage nach einer Man-Down-Funktion für Fabriken, die von einem einzigen Menschen gesteuert werden. Dabei wird nicht nur der Stress des Mitarbeiters gemessen, sondern das System kann etwa auch erkennen, ob der Mitarbeiter gestürzt ist.

Weitere Beispiele finden Sie auch in unserem Artikel zu „Wearables im Mittelstand“. 

Noch ein kleiner Exkurs

Also werde wir wohl in Zukunft in vielen Bereichen im Arbeitsleben Wearables tragen. Ein Gastkommentator in der Computerwelt etwa schreibt, dass der globale Markt für Wearables am Arbeitsplatz bis zum Jahr 2018 auf 16,2 Mrd. Euro anwachsen soll. Laut dem Beratungs- und Forschungsunternehmen CCS Insight soll die Anzahl der Wearables bis 2018 auf 350 Millionen weltweit steigen.

Trotz aller Euphorie lohnt manchmal aber auch ein Blick auf Alternativen. Das folgende Video zeigt, dass während Reparatur, Wartung oder Ausbildung statt Wearable und Augmented Reality auch 3D-Projektion zum Einsatz kommen kann. So können alle Mitarbeiter dasselbe sehen – ganz ohne zusätzliches Device.

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