Welche Herausforderungen und Neuerungen bringt die Ausweitung der LKW-Maut auf 40.000 km Bundesstraßen mit sich? Claudia Steen, Pressesprecherin der Toll Collect GmbH, erklärte beim Bühnenmagazin der Intelligenten Welt auf der transport logistic 2017, warum Digitalisierung für den Mautbetrieb eine wichtige Rolle spielt.
Im Mai 2017 gab es in Deutschland rund 15.000 km LKW-Maut-pflichtige Straßen. 12.800 km davon Autobahn und 2.300 km Bundesstraßen. Mautpflichtig sind LKW ab 7,5 Tonnen. Im Jahr 2016 wurden mit diesem Straßennetz rund 32 Milliarden km abgerechnet und die Maut-Einnahmen an den Bundeshaushalt abgeführt.
Deutlich größeres Streckennetz
Die Ausweitung der LKW-Maut auf Bundesstraßen führt dazu, dass Toll Collect ein Vielfaches an Daten auswerten muss. Die bisherigen 15.000 km Strecke wurden in 9.000 Tarifabschnitte unterteilt. Mit der Ausweitung werden es rund 140.000 bis 150.000 Abschnitte, die zu bemauten und im System zu verarbeiten sind. Das funktioniert nur über Digitalisierung. Von der On-Board Unit bis zur Mautaufstellung laufen bei Toll Collect alle Prozesse vollautomatisiert ab.
Umstellung von dezentraler
auf zentrale Abrechnung
Die Berechnung der LKW-Maut erfolgte früher direkt in der On-Board Unit. Dieses Fahrzeuggerät in der Größe eines Autoradios ist fest in die LKW eingebaut und verarbeitet ursprünglich alle relevanten Daten für die Mauterhebung. Das hat sich mittlerweile geändert. Die On-Board Units senden nun nur noch ihre Positionsdaten. Erst im Rechenzentrum wird dann nach mautpflichtigen und nicht-mautpflichtigen Streckenabschnitten unterschieden. Dort erfolgen auch die Zuordnung und die Berechnung der Maut. Diese Herangehensweise wurde laut Toll Collect notwendig, weil sich auf Bundesstraßen vieles öfter ändert als auf Autobahnen – Baustellen, Strecken- oder Durchfahrtssperrungen müssen jeweils aktuell berücksichtigt werden.
Flexibilität durch manuelles Verfahren
Das System wurde darüber hinaus auch flexibler. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Maut abzurechnen.
- Automatisch: Über die im LKW eingebaute On-Board Unit
- Manuell: Über Mautstellen-Terminals, mobil über eine App oder per Online-Buchung von jedem Standpunkt aus in Deutschland oder im Grenzgebiet
Kontrollsäulen an Bundesstraßen
Die dritte Veränderung, die die Ausweitung der LKW-Maut mit sich bringt, betrifft die Kontrolle an den Bundesstraßen. Bislang kontrollierte das Bundesamt für Güterverkehr die Einhaltung der Mautpflicht mobil – sprich: mit Kontrollfahrzeugen. Zusätzlich erfolgt nun an mehr als 600 Standorten auch eine automatische Kontrolle mit stationären Kontrolleinrichtungen. Die Kontrollsäulen sind vier Meter hoch und blau gekennzeichnet. Wichtig ist, dass es sich bei diesen Säulen nicht etwa um Geschwindigkeitskontrollen handelt – ihre Aufgabe besteht allein darin zu überprüfen, ob der Fahrer seinen Mitwirkungspflichten nachgekommen ist und die Maut gezahlt wurde.
Chronologie der deutschen LKW-Maut
- 2005: Start des deutschen LKW-Mautsystems auf Autobahnen. Es handelt sich um das erste Satelliten-gestützte Mautsystem der Welt.
- 2007: Ausweitung der LKW-Maut auf die ersten Bundesstraßen.
- 2011: Einführung des System- und Länder-übergreifenden Dienstes Toll2Go.
- 2012 und 2015: Ausweitung der LKW-Maut auf insgesamt 2.300 km Bundesstraßen.
- 2015: Absenkung der Mautgrenze auf 7,5 Tonnen im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums.
- 2018: Ausweitung der LKW-Maut auf 40.000 km Bundesstraßen.
MaB – das Magazin live
Mit „MaB“ – Maut auf Bundesstraßen – wurde auf der transport logistic 2017 auch das Video-Magazin von Mautbetreiber Toll Collect gestartet. Die erste Live-Sendung mit Toll-Collect-Pressesprecherin Claudia Steen und Intelligente-Welt-Chefredakteur Christian Spanik können Sie hier sehen.
Weitere Informationen zum jeweils aktuellen Stand der Maut-Ausweitung finden Interessierte außerdem auf dem Blog von Toll Collect.