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Virtual Reality: Kevin Spacey wäre von der RWTH Aachen begeistert

Aufmacherbild: (C) Woofbert VR

Nicht echt, aber täuschend ähnlich: Erforschen wir die Welt demnächst mit Hilfe der virtuellen Realität? Nicht nur Oscar-Preisträger und VR-Startup-Investor Kevin Spacey meint: unbedingt! Wissenschaftler in aller Welt arbeiten an der „immersiven Visualisierung“ von Daten, also dem Einbetten von Personen in virtuelle Realitäten. So betreibt etwa die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen das größte VR-Labor der Welt. Viele Forschungsprojekte sind spektakulär, und manche von ihnen erinnern fast an das „Holodeck“ aus dem Raumschiff Enterprise.

„Virtual Reality wird ein wichtiger Faktor in der künftigen Schulbildung sein.“ (Kevin Spacey)

Der US-Schauspieler ist als Verfechter von Virtual Reality bekannt und sprach darüber kürzlich sogar in einem Vortrag auf der Entwicklerkonferenz AT&T 2016. VR-Anwendungen müssten gerade in der Schule zum Einsatz kommen: „Für die Zukunft stelle ich mir vor, dass man sich eine Brille aufzieht und dann auf dem Boden des Ozeans steht und über den Pazifik lernt, in Gettysburg etwas über den Bürgerkrieg erfährt, oder im 17. Jahrhundert gemeinsam mit den Schauspielern im Globe-Theater auf der Bühne steht und klassische Texte lernt“, wird Kevin Spacey von „Financial Review“ zitiert.

Kunstgalerien virtuell erkunden, das ist nichts Besonderes mehr. Aber treten Sie doch mal in das große Bild in der Mitte hinein... (C) Woofbert VR
Kunstgalerien virtuell erkunden, das ist nichts Besonderes mehr. Aber treten Sie doch mal in das große Bild in der Mitte hinein… (C) Woofbert VR

Genau das ist technisch schon möglich – über die App „Woofbert VR“, deren Entwicklung der Schauspieler durch eine Investition in das App-Startup vorantreiben will. Die App ist kostenlos für die Videobrille Samsung Gear VR verfügbar und verdeutlicht das Prinzip der „immersiven Bildung“: Nicht nur virtuelle Kunstgalerien werden begehbar, sondern auch deren Gemälde! Stellen Sie sich vor ein Bild und schreiten Sie sozusagen hinein. Sie betrachten es dann nicht mehr von außen, sondern sind quasi Teil des Kunstwerks.

Spaziergang durch virtuelle Gemälde

Was die Technik zu leisten imstande ist, zeigt ein Video zum Gemälde „Das Nachtcafé“ von Vincent van Gogh. Hier werden Sie zum Gast im Café. Sie laufen virtuell mitten durch das Bild hindurch, an den Tischen vorbei, unter den Lampen hinweg, bis zum Pianisten – und schauen ihm beim Klavierspiel zu.

Einen weiteren starken Schub erlebte das Thema „Virtuelle Realität“ auf Mobile World Congress Ende Februar. In nicht einmal mehr zehn Jahren, so rechnen die Analysten der US-Bank PiperJaffray vor, werde ein weltweiter Umsatz von über 60 Milliarden Dollar durch den Verkauf von VR-Technik und -Inhalten erzielt. Und gerade jetzt sei der VR-Markt vergleichbar mit dem von Mobiltelefonen im Jahr 2000.

RWTH Aachen: Datenvisualisierung in virtuellen Räumen

Die RWTH Aachen betreibt das größte VR-Labor der Welt. (C) RWTH Aachen / VR Group
Die RWTH Aachen betreibt das größte VR-Labor der Welt. (C) RWTH Aachen / VR Group

Den Grundstein für viele Innovationen liefern Forschungszentren wie die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen: Seit Jahren entwickelt die „VR Group“ Lösungen für die unterschiedlichsten Fachbereiche, die die virtuelle Realität auf die nächste Stufe bringen – indem sie den Menschen in die Welt einbeziehen, ihn also die Welt nicht einfach nur „bedienen“ lassen.

Im "aixCAVE" werden hochkomplexe wissenschaftliche Daten so visualisiert, dass der Mensch mit ihnen interagieren kann. (C) Peter Winandy
Im „aixCAVE“ werden hochkomplexe wissenschaftliche Daten so visualisiert, dass der Mensch mit ihnen interagieren kann. (C) Peter Winandy

Zur Darstellung dieser immersiv-virtuellen Umgebungen dient in Aachen am IT-Center eine fünfseitige Installation namens „aixCAVE“: Mit einer Grundfläche von mehr als 5 x 5 Quadratmetern und einer Höhe von über 3 Metern ist das System das Größte seiner Art weltweit und setzt auch neue Standards bei der Projektionsqualität. Vier Projektoren je Seitenwand und acht für die Bodenfläche erzeugen  eine stereoskopische 360-Grad-Rundumsicht – und trotzdem kann man sich in der virtuellen Umgebung ganz natürlich bewegen. Zusätzliche Interaktion ist über akustische Signale möglich, denn in die Decke sind 22 Mikrofone eingelassen.

(C) Peter Winandy
(C) Peter Winandy

Hauptaufgabe von aixCAVE ist es, Simulationsdaten in einer immersiven Umgebung anzuzeigen – beispielsweise Architekturdaten, die es dem Nutzer ermöglichen, virtuelle Gebäude zu begehen. Immersive Visualisierung ist Gegenstand in zahlreichen Forschungsprojekten:

  • Durch den Einsatz virtueller Produktionssysteme lässt sich Produktionstechnik wettbewerbsfähiger machen. Sie bilden die Werkzeugmaschinen ab und simulieren physikalische Effekte. Oder sie helfe bei der Planung von Fabriken, indem sie  die optimalen Konfigurationsparameter für Laserschneidemaschinen ermitteln.
  • In einem neuartigen Forschungs- und Lehrprogramm für Promotionsstudenten werden die durchgeführten Simulationen so interaktiv visualisiert, dass eine „intuitive Analyse“ möglich wird.
  • Bei virtuellen Umgebungen steht visuelles Feedback im Mittelpunkt – jetzt kommt Sound als weiterer Aspekt hinzu, auch um die Glaubhaftigkeit virtueller Umgebungen zu verbessern.
    Wie können Anästhesien sicherer durchgeführt und gleichzeitig die Kosten für die Gesellschaft reduziert werden? In einem VR-Simulator trainieren Mediziner solche Aufgabenstellungen an virtuellen Patienten.
  • In einem weiteren Projekt wird ein Trainingssystem für kieferchirurgische Eingriffe entwickelt. Die Simulation erlaubt eine Verschiebung des Unterkiefers in allen drei räumlichen Dimensionen und wird zum Beispiel zur Korrektur eines Unter- oder Überbisses durchgeführt.
  • Zur Königsklasse der Simulationen gehört wohl auch die Rekonstruktion des Gehirns. Dabei entstehen gigantische Datenmengen, die zeitnah – in immersiver virtueller Realität – analysiert werden, um das simulierte Modell zu verstehen.

Das Ziel der RWTH Aachen: Bis zum Jahr 2020 will sie beim wissenschaftlichen Output, bei der Höhe von Drittmitteln und der Qualität ihrer Absolventen die beste deutsche technische Universität und eine der fünf besten Europas sein. Die Hochschule der 240.000-Einwohner-Stadt liegt am Schnittpunkt des Dreiländerecks Deutschland / Belgien / Niederlande und gehört mit 260 Instituten in neun Fakultäten zu den führenden Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen auf dem Kontinent. Mit Stolz verweist die RWTH Aachen auch auf mehr als 1400 Existenzgründungen und 32.000 neue Arbeitsplätze in 25 Jahren. Nationale Rankings und internationale Bewertungen bescheinigen ihr eine besonders effektive Zusammenarbeit über Fächer und Fakultäten hinweg. Dies spielte auch eine wesentliche Rolle für die Entscheidungen internationaler Konzerne wie Microsoft oder Ford, ihre eigenen Forschungseinrichtungen in der Aachener Region anzusiedeln.

Lernen mit Virtual Reality

Unterricht der Zukunft – mit „echten“ Tieren, Pflanzen, Gegenständen, historischen Ereignissen. (C) Immersive VR Education
Unterricht der Zukunft – mit „echten“ Tieren, Pflanzen, Gegenständen, historischen Ereignissen. (C) Immersive VR Education

Kevin Spacey wäre sicher begeistert von den Forschungsprojekten in Aachen. Was sie im Bildungsbereich alles ermöglichen könnte, zeigt etwa auch die Preview der App „Lecture VR“. Immersive Visualisierung bringt Lehrende und Lernende zusammen: Alle tragen synchronisierte Videobrillen und erleben gemeinsam Tiere, Pflanzen, Gegenstände, historische Ereignisse „live“.

Anstatt zum Beispiel den Pharao Tutanchamun oder ein Mondlandefahrzeug der Apollo-Missionen nur im Film oder auf Bildern zu zeigen, kann der Lehrer lebensgroße, authentisch animierte 3D-Modelle mitten in den Klassenraum projizieren. Oder die Schüler werden direkt in die Zeit der Dinosaurier „gebeamt“ und beobachten die Tiere aus nächster Nähe, während der Lehrer aus dem Hintergrund alles erklärt.

Wer sich von solchen Möglichkeiten so anstecken lassen möchte wie wir, sollte sich dieses rund achtminütige Video der App-Entwickler anschauen. Es macht großen Appetit auf das Lernen der Zukunft. Man darf gespannt sein, welche Innovationen im Bereich der virtuellen Realität noch auf uns zukommen werden – nicht zuletzt dank der Forscher an der RWTH Aachen.

2 Gedanken zu „Virtual Reality: Kevin Spacey wäre von der RWTH Aachen begeistert“

  1. Guter Artikel, ich sehe das genauso, dass die Zukunft so aussehen wird, dass wir Datenbrillen tragen oder Kontaktlinsen, welche uns zusätzliche Informationen über unsere Umgebung liefern. Ein enormes Potenzial, wo sich vieles für entwickeln lässt.

    Wer bisher keine Ahnung von VR Brillen hat, der kann gerne auf meiner Seite voreischauen. Ich gehe dort auch auf die Unterschiede der VR Brillen ein. Und es folgen regelmäßig neue Seiten.

    1. Danke Benny für Deinen Kommentar.
      Wir haben uns die Seite von Benny angesehen. Sie ist sicherlich recht interessant. Hat auch allerhand Grundlagengeschichten. Sie ist aber sicherlich auch vor allem darauf ausgelegt VR-Brillen zu promoten, weniger eine harte Testseite. Aber da die Seite aus unserer Sicht mit dieser Anmerkung okay ist hier der Link, den wir aus dem obigen Post entfernt haben.
      http://vr-brille-kauf.de/

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