Die Wärmewende als Schlüssel zur Energiewende – Ein Gespräch mit Elvira Lutter

Die Energiewende ist eines der zentralen Themen unserer Zeit – doch oft liegt der Fokus auf dem Stromsektor. Dabei macht der Wärmeverbrauch mit 49 % den größten Anteil am Gesamtenergieverbrauch aus, wie Elvira Lutter, Expertin des Klima- und Energiefonds Österreich, im Interview mit Christian Spanik betont. Im Gespräch wird deutlich, warum die Wärmewende eine essenzielle Rolle spielt und welche innovativen Ansätze derzeit erprobt werden. Die Erkenntnisse aus dem Gespräch sind nicht nur für Österreich relevant, sondern haben Bedeutung für den gesamten deutschsprachigen Raum.

Für alle die das Gespräch gerne im Original-Wortlaut sehen wollen, hier der Link zum Youtube Video auf dem MIA Kanal.

Warum die Wärmewende so entscheidend ist

„Wärme ist deswegen so wichtig, weil vom Gesamtenergieverbrauch die Wärme einen Anteil von 49 % hat und 23 % im Vergleich der Strom“, erklärt Lutter. Trotz dieses hohen Anteils verlaufen Fortschritte in der Wärmewende eher langsam. Einer der Hauptgründe liegt in der langen Lebensdauer bestehender Infrastrukturen: „Die Gebäude, die Heizungen in den Gebäuden, die haben alle eine Lebensdauer von mindestens 30 Jahren. Das hast du nicht dauernd ausgetauscht, und deswegen dauert es auch immer.“

Forschung und Umsetzung gehen Hand in Hand

Um die Wärmewende voranzutreiben, kombiniert der Klima- und Energiefonds gezielt Forschungs- und Umsetzungsförderung. „Wir kombinieren Forschungsförderung mit Umsetzungsförderung, mit Schwerpunkt auf Innovationen. Es geht darum, die Technologien, die entwickelt wurden, dann ins Feld zu bringen, dort zu verbessern und zu schauen, wie sie optimiert werden können.“ Ein Beispiel für diese Strategie ist das Projekt THERMAFLEX, in dem innovative Lösungen für die Wärmeversorgung in sieben österreichischen Bundesländern getestet werden. Doch die Konzepte dahinter sind auch für andere Länder übertragbar.

Das Projekt THERMAFLEX

Wärmeversorgung wird dezentraler – und Kälte gewinnt an Bedeutung

Eine weitere zentrale Entwicklung ist die zunehmende Dezentralisierung der Wärmeversorgung. „Früher war die Wärmeversorgung zentral – große Wärmekraftwerke. Jetzt bringt man viel mehr Erneuerbare ein, speist Wärme aus verschiedenen Quellen ein, nutzt Abwärme und Wärmespeicher. Das muss man in der Praxis ausprobieren.“ Neben Wärme rückt auch die Kälteversorgung verstärkt in den Fokus. Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen, was zu einem erhöhten Bedarf an Kühlung führt. „Kälteversorgung nimmt zu, weil die Sommer wärmer werden. Ich habe selbst gesehen, wie eine Wärmepumpenheizung im Sommer auch kühlen kann – das bringt definitiv mehr Komfortgewinn.“

„Es gibt viel mehr mögliche Quellen für Wärme – das alles muss man in der Praxis ausprobieren.“

Elvira Lutter, Klima- und Energiefonds

Energiewende als wirtschaftliche Chance

Neben der technologischen Transformation spielt auch die wirtschaftliche Perspektive eine große Rolle. Eine starke heimische Produktion von Energietechnologien ist entscheidend, um Europa unabhängiger von Importen zu machen. Lutter warnt: „90 % der PV- und Batterietechnologien für Elektromobilität kommen aus China. Wenn China nicht mehr exportiert, können wir uns von der Energiewende in Europa verabschieden.“ Diese Herausforderung betrifft nicht nur Österreich, sondern alle europäischen Länder, die eine sichere und eigenständige Energieversorgung anstreben.

Größere Projekte und neue Finanzierungsinstrumente nötig

Zum Abschluss weist Lutter darauf hin, dass die Projekte in der Energiewende immer größer werden und mit der industriellen Revolution vergleichbar sind. „Energiewende ist im Vergleich wie die industrielle Revolution. Da braucht es neue Förderungen, Finanzierungsinstrumente – das ist eine riesige Herausforderung.“ Gerade große Infrastrukturprojekte benötigen gezielte Unterstützung, um umgesetzt werden zu können.

Die Wärmewende ist somit nicht nur ein entscheidender Baustein der Energiewende, sondern auch eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderung. Mit gezielten Förderprogrammen, innovativen Projekten wie THERMAFLEX und einer stärkeren Unabhängigkeit Europas von Importen könnte die Transformation gelingen.

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