09:59 - Digitalmagazin: Von Datensicherheit bis Staatsministerin

09:59 – das Digitalmagazin: Von Datensicherheit bis digitale Staatsministerin

Macht es Technologie einfacher, einen Raub zu begehen? Und wenn es sich dabei um Daten handelt, ist es dann überhaupt Raub – wenn man nicht mal weiß, wem die Daten eigentlich gehören? Verwirrend. Gut, dass wir gleich mehrere kluge Köpfe in dieser Folge von 09:59 – das Digitalmagazin haben. Vom Bestsellerautor in Sachen Datensicherheit über Experten in Sachen Datenökonomie bis hin zur Staatsministerin in Sachen Digitalisierung.

Kluger Kopf – Kluger Satz: Dorothee Bär Staatsministerin für Digitalisierung

Mit ihr beginnen wir auch gleich. In unserer Rubrik „Kluger Kopf – Kluger Satz“ kommt diesmal Dorothee Bär, die neue Staatsministerin für Digitalisierung, zu Wort. Schon 2016 haben wir mit der damaligen Parlamentarischen Staatssekretärin im BMVI ein Interview geführt und sie unter anderem mit drei Fragen beziehungsweise Themen konfrontiert: Was für sie die Aussage „Digital ist das neue Normal“ bedeutet? Welche technischen Grundvoraussetzungen beim Schritt in die Digitalisierung ihrer Meinung nach nötig sind? Und wie man den Mittelstand dazu motivieren kann Digitalisierung im eigenen Unternehmen auch umzusetzen? Hier ihre Antworten:

09:59 - Digitalmagazin - Dorothee Bär - Staatsministerin für Digitalisierung

  • Digital ist das neue Normal

„Digital ist das neue Normal – das bedeutet für mich einfach, dass sich alle Menschen darauf einstellen, dass Internet, Digitalisierung nicht nur nicht mehr weggehen, sondern dass sie zum Leben dazugehören. Ob es im Beruf ist, in der Gesundheit, in der Schule, in der Bildung… Und dann lieber sich darauf einlassen und positiv mitbegleiten als den Kopf in den Sand zu stecken.“

Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung

  • Technische Grundvoraussetzungen

„Technische Grundvoraussetzungen sind natürlich zunächst mal, dass überhaupt Internet-Anschlüsse überall vorhanden sind. Also Glasfaserkabel im Idealfall. Und dann FTTB – Fiber to the Bauernhof auf gut fränkisch – also dass wirklich auch jeder angeschlossen ist. Aber das bedeutet natürlich auch, zu wissen was man tut. Deswegen ist mir Programmieren so wichtig. Dass man nicht nur Latein, Griechisch und Französisch im Gymnasium lernt, sondern auch lernt, mit Coding umzugehen oder mit Robotik. Dass man also nicht nur etwas tut, sondern auch weiß, wie man es tut und warum man es tut.”

Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung

  • Mittelstand motivieren?

„Der Mittelstand kann nur dann motiviert werden, wenn das nicht alles so abstrakt ist. Wir reden immer sehr viel über Technik, aber wir müssen wesentlich stärker auf Use Cases setzen. Und wenn jeder Mittelständler, jede Mittelständlerin weiß, was dies für den eigenen Geschäftsbereich und das eigene Geschäftsmodell bedeutet, dann ist die Motivation auch schneller da. ,Versteht der Mittelstand die Digitalisierung?‘ ist so eine Frage wie: ,Hat es die Politik verstanden?‘ Also die einen ja, die anderen nicht. Das hängt immer sehr persönlich ab von jedem einzelnen. Deswegen würde ich sagen: Einige haben es super verstanden und sind damit auch erfolgreich. Und die anderen werden merken, dass sie nur dann erfolgreich sein können, wenn sie es auch verstanden haben.”

Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung

Digitalmagazin-Netzfund der Woche:
Video-Trailer – Wem gehören die Daten?

Für den Netzfund zeichnen wir diesmal selbst verantwortlich. Auf einer von Christian Spanik moderierten Veranstaltung des DIHK zum Thema Datenökonomie beschäftigten sich Experten in Vorträgen und einer Podiumsdiskussion mit der Fragestellung „Wem gehören die Daten?“  Der kurze Video-Trailer, den wir zum Thema erstellt haben, umfasst die Kernthesen der folgenden Experten:

09:59 - Digitalmagazin: Experten Datenökonomie

  1. Prof. Dr. Stefan Wernicke, Chefjustiziar DIHK, stellte die gesammelten Thesen des DIHK vor. Zum Beispiel:
    • „Die wirtschaftliche Entfaltung aller an der Wertschöpfungskette Beteiligten und das allgemeine Persönlichkeitsrecht müssen in Einklang gebracht werden.”
  2. RegDir Andreas Hartl, BMWI, vertrat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und sagte unter anderem:
    • „Für eine Daten-basierte Wirtschaft ist – neben dem Schutz sensibler Daten – der Zugang zu und die Nutzung von Daten zu fairen Bedingungen von existenzieller Bedeutung.”
  3. Prof. Dr. Florian Faust, LL.M., Bucerius Law School, beschäftigte sich mit rechtlichen Fragestellungen und erklärte dazu:
    • „Es ist nicht sinnvoll, im Hinblick auf Daten ein Eigentums-ähnliches Recht zu schaffen.”
  4. Prof. Dr. Christian Czychowski, Rechtsanwalt, Kanzlei Boehmert und Boehmert, ergänzte:
    • „Bei Regelungsmechanismen in der Datenökonomie gilt: Gründlichkeit vor Schnelligkeit.”
  5. Dipl.-Ing. Frank Knafla, PHOENIX CONTACT Electronics GmbH & Co., befasste sich mit dem Thema Industrie 4.0 und ist sich sicher:
    • „Industrie 4.0 kann nur erfolgreich werden, wenn Informationen aus der vernetzten Produktion in Wertschöpfungs-Netzwerken ausgetauscht werden.”
  6. Prof. Dr. Ingrid Schneider, Universität Hamburg, schließlich stellte Modelle für eine „andere Datenökonomie” vor, denn:
    • „Gegenwärtige digitale Geschäftsmodelle untergraben Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung.”

Mehr Informationen zum Thema finden Sie in unserem ausführlichen Artikel: „Zwischen Wirtschaftsgut, Personenschutz und Sicherheit: Wem gehören die Daten?“

Datensicherheit einst und heute:
Vom großen Eisenbahnraub …

Und damit zum Thema Sicherheit: Was hat ein Eisenbahnraub mit der digitalen Sicherheit zu tun? Sehr viel, wenn es nach Marc Goodman geht. Der frühere Polizist schreibt heute Bücher zum Thema digitale Gefahren. Er sagt sinngemäß: Ein effizienter Räuber konnte früher mit seinen Mitteln vielleicht vier oder sechs Menschen an einem Tag ausrauben. Er konnte aber sein Geschäftsmodell nicht einfach skalieren. Dann kam ihm die Technik zu Hilfe. In seinem Beispiel: die Eisenbahn.

09:59 - Digitalmagazin: Datensicherheit (Great Train Robbery)

Goodmans These: Es gibt durch neue Technologien, die viele nutzen, in der Kriminalität immer einen großen Paradigmenwechsel. Man kann mit diesen Technologien nämlich auch mehr Verbrechen begehen, also das räuberische Geschäftsmodell skalieren. Früher waren es vielleicht ein Messer und eine Pistole und vier oder sechs Opfer.  Dann überfielen Räuber Züge. So konnten sie plötzlich 200 Menschen auf einmal in einem Zug ausrauben – aus ihrer Sicht eine tolle Innovation.

… bis zum Telekom-Fachkongress für Datensicherheit: Magenta Security

Und jetzt, so Goodman, ermöglicht das Internet, die Reichweite von Kriminellen sogar noch mehr auszudehnen. Im Grunde ist der Umgang mit dem Thema Datensicherheit also überhaupt nur nötig, weil die Technologie, die Datengenerierung erst ermöglicht, auch deren Missbrauch oder Diebstahl möglich macht. Ein spannendes Thema. Auch beim Telekom-Fachkongress zum Thema Sicherheit Anfang März 2018, auf dem Bestseller-Autor Marc Goodman ebenfalls einen Vortrag hielt. Wir waren vor Ort und werden in einer der nächsten Folgen von 09:59 – das Digitalmagazin über diese Veranstaltung berichten.

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